Wärmebildkamera und Ansitz vom 4.2

Am Abend des 4. Februars war ich für einmal ohne Mondschein unterwegs und habe somit vor allem meine neue Wärmebildkamera ausgiebig getestet!

 

Es handelt sich hierbei um die Quantum XD50S von Pulsar...

Den Wunsch für die Nacht ein passendes Gerät anzuschaffen, kam natürlich, als ich das Nachtsichtgerät eines befreundeten Jägers benutzen durfte. Es war einfach genial was man damit alles sehen konnte!

Klar, in einer mondhellen Nacht reicht das normale Fernglas absolut aus, aber auch dann gab es mit dem Nachtsichtgerät Vorteile. Ich war jedenfalls immer wieder erstaunt, wenn ich mal mit dem Nachtsichtgerät die Gegend abspiegeln konnte. Ich sah immer wieder Wild, das ich mit dem Feldstecher zuvor nicht erblickt hatte.

Für Jungjäger und jene, die es noch nie probiert haben, möchte ich mal kurz schildern wie das Beobachten mit dem Fernglas im Dunkeln funkioniert. Denn es ist nämlich nicht so, dass man mit dem Fernglas in der Nacht wirklich etwas erkennen kann.

Grundsätzlich ist ja in der Nacht alles Grau in Grau bis Schwarz. Ein Farbsehen gibt es dann natürlich nicht.

Wenn ich dann mit dem Glas spiegle, also die Gegend absuche, sehe ich meist Schattierungen, die ich auf Grund ihrer bekannten Muster zuordnen kann. Zum Beispiel einzelne Bäume, Sträuche oder Pfosten. Oft genug kann man aber nicht erkennen, was man sieht, obwohl einem ja die Gegend bekannt ist!

Nun suche ich in langsamen Wellenlinien ein Feld ab. Kommt eine Schattierung in mein Blickfeld, werde ich langsamer und versuche die Schattierung einzuordnen. Sieht die Schattierung für mich allenfalls wie ein Wild-tier aus, so bleibe ich mit dem Blick auf dem Punkt kurz stehen und versuche eine Bewegung auszumachen. Folgt keine Bewegung, so stufe ich den Punkt als Erhebung im Boden oder als Grasbüschel ein und spiegle das Feld weiter ab.


Vorgehen beim Beobachten
Vorgehen beim Beobachten

Das nebenstehende Bild von der Seite des Deutschen Jagdblogs illustriert das Vorgehen des Beobachtenden sehr gut. Die blauen Kreise zeigen die kurzen Haltepunkte an.


So spiegle ich langsam die ganze Umgebung ab und wiederhole das ganze ein bis zwei Mal. Habe ich kein Wild-tier entdeckt, gehe ich meinen Weg ein paar Schritte weiter und das Prozedere fängt von neuem an.

Bereits gesehene Schattierungen werden verifiziert und nach allfällig neuen Schatten wird gesucht. Das Ganze ist eine äusserst langwierige und mühsame Vorgehensweise und entspricht dem "Pirsch stehen".

Wenn der Mond scheint, ist die Sicht natürlich viel besser und man kann manchmal alles genau so gut erkennen und bestimmen wie am Tag. Bäume, Zäune und Wild sind gut sichtbar. Und trotzdem ist es auch dann möglich zum Beispiel einen Fuchs oder ein Reh zu übersehen, wenn das Licht ungünstig fällt und das Tier gerade ohne Schattenwurf steht. Zudem "schützt" oder tarnt sie euch ihre helle Fellfarbe.


Die beiden Bilder rechts vom Deutschen Jagdblog wurden in der Dämmerung aufgenommen. Bereits dann sind auf beiden Bildern die Gämse schwierig zu erkennen. Mit Ausnahme jener natürlich, die voll im Schnee stehen.

Die Sicht auf beiden Bildern entspricht einer sehr hellen Vollmondnacht.

Die in den Bildern erwähnten Techniken sind bei Wild-Anblick sehr empfehlenswert. Will man das Wild länger beobachten oder einigermassen ansprechen, so empfiehlt es sich wie im oberen Bild entweder "neben" das Wild zu schauen, oder wie im unteren Bild, die Gruppe oder das Einzelstück, mit einer langsamen Bewegung in einer "Acht" zu umfahren.

Das Auftreten des blinden Flecks und eine Ermüdung der Augen wird so verhindert und das Wild lässt sich viel besser, länger und schärfer beobachten.



Wildschweine hingegen, sind wegen ihrer dunklen Fellfarbe und ihrer häufigen Bewegungen in der Rotte und somit auch wegen ihrer Anzahl, auch bei schwachem Mondlicht im Feld viel leichter zu entdecken und zu bestimmen. Deswegen halten sie sich aber häufig im Grenzgebiet der dunklen Schatten wie etwa an Waldrändern oder entlang von Hecken auf.

Ein grosser Vorteil des Nachtsichtgerätes besteht demnach sicher darin, dass das Wild viel schneller und auf eine grössere Distanz ausgemacht werden kann. Wildscheine können dann auch in den dunklen Schatten der Waldränder problemlos ausgemacht werden.

Mein Jagdkamerad war meist vor allem froh, dass er Wildsauen viel früher kommen oder im Felde brechen sah. Er meinte, dass er sich dann viel früher und ruhiger bei ihn anwechselnden Sauen bereit machen könne oder aber sich überlegen konnte, wie er die brechenden Sauen am besten angehen wolle.

Nun denn, vor dem Kauf eines Nachsichtgerätes wollte ich mich zunächst im Netz darüber informieren und einige Geräte evaluieren. Dabei war für mich der Preis fürs erste total abschreckend. Die richtig guten Geräte, mit denen man auch ohne zusätzliches Infrarot über 100 Meter weit sehen konnte, waren unter etwa CHF 5'000 nicht zu haben. Zudem fand ich die Empfindlichkeit der Röhren auf Lichtquellen oder deren Haltbarkeit doch ziemlich bedenklich.


Ich stiess dann auf die Wärmebildkameras, die unempfindlicher und von Restlicht unabhängig sind und deren Grösse sehr handlich war. Zudem gibt es auch für Nachsichtgeräte Situationen, bei denen sie schnell an ihre Grenzen stossen. Für mich war die Wärmebildkamera eine sehr interessante und kostengünstigere Alternative, auch, weil die Kamera selbst bei Tageslicht genutzt werden kann!

Hier gab es drei spannende Produkte: die Flir-Geräte, die IR510-Kameras und die Quantum Serie.

Wegen der Bildfrequenz, der hohen Detektions-Reichweite, des dargestellten Bildes (Auflösung) und des Preises für das Gesamtpaket habe ich mich schliesslich für die Quantum XD50S entschieden und den Kauf bisher nicht bereut!

So konnte ich an diesem Abend in starker Dunkelheit zunächst einen Dachs beobachten, der vom Wald her, an einem Sprung von vier Rehen vorbei, in meine Richtung kam. Keine 15 Meter entfernt lief er sorglos neben mir durch, wobei er (könnte aber auch eine sie gewesen sein??) immer wieder anhielt um Duftmarken zu setzen.

Da sah ich den Dachs plötzlich anhalten und nach links blicken... ich schwenkte ebenfalls nach links und erblickte keine 20-30 Meter entfernt einen weiteren Dachs, der in diesem Moment auf den anderen Dachs zu rannte!  Ich folgte diesem Zweiten mit der Kamera und sah erst in einiger Entfernung, dass er nun dem ersten Dachs hinterher hetzte!

Die folgenden 10 Minuten konnte ich die beiden immer wieder dabei beobachten wie sie sich hin und her hetzten. Mal in den Wald, dann wieder raus auf die Wiese. Der vordere Dachs hielt immer wieder mal an und die beiden rauften miteinander. Dies alles lautlos, ohne zu knurren oder zu schreien...  Sehr, sehr spannend!!!

Habe ich so noch nie beobachten können. Kann auch nicht sagen, ob das ein Balzverhalten war oder wirklich Territorialverteidigung...

Vielleicht kann mich jemand darüber aufklären? Nur zu, dafür sind die Kommentare ja da!

Jedenfalls konnte ich mich an diesem Abend über Wild-Anblick keinesfalls beklagen. Die Kamera zeigte mir immer wieder mit hellen Abbildungen das Vorhandensein von Dachs, Fuchs, Rehen und sogar von Mäusen an. Und dies zum Teil in sehr grossen Entfernungen oder im Waldinnern. Einfach nur WOW!!

Leider fehlt mir im Moment ein Umhängeriemen, so dass ich die Tragetasche durch Entfernen des Deckels und annähen einer Gurtschlaufe zum Tragen am Gürtel umfunkioniert habe. Dort ist auch die Zusatzbatterie EPS3 verstaut, die die XD50S für etwa 9 Stunden speisen kann. Die Batterie kann zwar auch ohne Probleme an der Wärmebildkamera selber befestigt werden, werde ich aber erst machen, wenn ich mir die Kamera um den Hals hängen kann.

Die Kamera hat sechs Bildmodi. Benutzt habe ich jedoch nach einigen Probedurchgängen nur den Modus White-Hot, die alle Wärmequellen weiss anzeigt. Zudem verfügt die Wärmebildkamera über eine zweifache und eine vierfache Vergrösserung auf Knopfdruck. Da es sich aber nicht um eine effektive Vergrösserung handelt, sondern nur das dargestellte Bild digital vergrössert wird, machen diese nicht wirklich Sinn. Die vierfache Vergrösserung erachte ich sogar als nutzlos. Nützlich wäre dafür sicherlich der eingebaute Entfernungsmesser mittels zweier Balken, der zum Beispiel auf die geschätzte Grösse eines Wildschweines von 70 cm eingestellt werden kann. Testen konnte ich diese Funktion leider noch nicht.

Weiter kann bei der XD50S von Pulsar die Kalibrierung von Automatisch auf Halbautomatisch oder Manuell umgestellt werden. Dies für den Fall, dass einen das alle paar Minuten kurze surrende Geräusch bei der Kalibrierung stört. Die in nächster Nähe gesichteten Dachse und Rehe hat das Geräusch jedenfalls nicht gestört.

Schnell kann auch mittels Drehknop die Helligkeit oder der Kontrast des Displays eingestellt oder auf das Menu zugegriffen werden.

Aufpassen muss man aber unterwegs mit dem grünen Leuchtpunkt an der Wärmebildkamera, der anzeigt, dass die Kamera eingeschaltet ist. Ich habe diesen Leuchtpunkt abgeklebt, weil ich ihn als zu stark empfand und ich meinte, dass die Wildtiere diesen leuchten sehen können. Das gleiche gilt für das Licht des Displays aus dem Okular. Das Display kann zwar mit einem Druckknopf ausgeschaltet werden, leuchtet aber immer noch ziemlich stark wegen des Schriftzuges von Pulsar im Ruhemodus. Immerhin lässt sich damit die Batterie schonen, ohne dass die Kamera komplett ausgeschaltet werden muss!

Egal in welchem Bildmodus man durchschaut, das durchschauende Auge ist anschliessend immer für einige Zeit geblendet. Dies ist aber mit einem Nachtsichtgerät nicht anders.

Ich habe mir deswegen angewöhnt mit dem linken Auge durchzuschauen, auch wenn die Wärmebildkamera eher für das rechte Auge ausgelegt ist. Dafür drehe ich die Kamera auf den Kopf, denn ansonsten komme ich mit der Nase an das Batteriefach, was bei mir mit der Zeit eine schmerzende Druckstelle ergibt.

Obwohl die Wärmebildkamera noch zu keinem Jagderfolg geführt hat, sind die nächtlichen Ansitze jedenfalls nochmals spannender und intensiver geworden, denn man stellt plötzlich fest, dass in der Stille der Nacht viel mehr Wild unterwegs ist, als bisher gedacht und beobachtet!

Ich freue mich schon jetzt auf viele weitere schöne Beobachtungen...

Waidmannsheil, der Waldläufer