Tipps zur Herbstjagd für Jungjäger - Teil 1

Unseren Beginn der Herbstjagd habe ich zum Anlass genommen, mal für angehende Jungjäger eine Tipp-Sammlung anzulegen, damit diese allfällige böse Überraschungen vor allem bei Einladungen zu Drückjagden vermeiden können. Die Tipps haben natürlich nicht nur bei Einladungen ihre Gültigkeit... viele kennt ihr bereits oder sind selbstverständlich, erwähnt werden sie der Vollständigkeit halber dennoch.


Im Laufe des Verfassens wurde der "Tipp" so umfangreich, dass er zweigeteilt wurde...

in Teil 2 folgen Tipps zum Verhalten während des einzelnen Treibens, zum Schiessen, zum Aufbrechen, zum Verblasen der Strecke, zum Asern und dem Schüsseltreiben.

Für gewöhnlich lernt ja ein Jungjäger als Treiber im Lehrrevier die jagdliche Szenerie der Herbstjagden mit ihren Drückjagden kennen. Dessen Traditionen und Gebräuche kennt er somit bestens.

Das heisst aber nicht, dass diese überall gleich sind! Nein, manchmal kann man sich durch deren Anwendung in anderen Revieren richtig arg in die Nesseln setzen!!

Beispielsweise kann der Kugelschuss auf Reh und Fuchs im eigenen Revier, Kugelfang jeweils vorausgesetzt, erlaubt sein; in einem anderen Revier ist der Kugelschuss wiederum bei Reh und Fuchs absolut verboten und nur bei Schwarzwild zugelassen.

Als frischgebackener Jungjäger, der ja grundsätzlich nur allzu selten eine Einladung zu einer externen Herbstjagd erhält, kann man sich so schnell einen schlechten Ruf erwerben und sich die eigene jagdliche Zukunft massiv beeinträchtigen...

Grundsätzliches zu Beginn

Für gewöhnlich werdet ihr von einem Pächter eines anderen Reviers - denn zumindest bei den mir bekannten Jagdgesellschaften kann nur der Pächter Einladungen aussprechen - zunächst mündlich eingeladen und erhaltet nach eurer Zusage ebenfalls eine schriftliche Einladung durch die Jagdgesellschaft. Falls ihr diese offizielle Einladung zugestellt erhaltet, so sollte diese sorgfältig durchgelesen werden, da hier viele wichtige Informationen aufgeführt werden. Dennoch steht nicht immer alles drin oder lässt zuweilen Fragen offen, die man sich allzu oft nicht zu stellen traut.

Als erstes vorneweg: deine Ausrüstungsgegenstände und Kleider sollten bereits am Vortag bereitgelegt und im Auto und im Rucksack verstaut worden sein! Es gibt nichts schlimmeres als morgens um halb sieben zu merken, dass irgendetwas fehlt oder noch gerüstet werden muss.

Und ebenfalls vorneweg: in den meisten solothurnischen Revieren wird grundsätzlich mit Schrot auf Reh und Fuchs gejagt! Dies wird hier nicht nur für Jungjäger erwähnt, sondern auch für allfällige Gastjäger aus einigen Kantonen in der Schweiz aber auch aus den Nachbarländern, vor allem aus Deutschland und Frankreich, bei denen heutzutage auch auf Drückjagden nur  Kugelgewehre verwendet werden!

In der Folge findet ihr eine Checkliste für einige sinnvolle und benötigte Ausrüstungsgegenstände... nicht immer werdet ihr alles benötigen oder selber mitnehmen müssen. Häufig teilen sich einige Jagdkameraden oder die Jagdgesellschaft selbst die Verantwortung für das Mitbringen der nötigen Ausrüstung.

Download
Checkliste Ausrüstung Drückjagd
Checkliste Drückjagd.pdf
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Bei Einladungen sollte dir aus eurem eigenen Revier klar sein:

  • Erscheine am Treffpunkt bei Zeiten... dass heisst nicht fünf Minuten vor der angegebenen Zeit, sondern maximal eine halbe Stunde bis 20 Minuten vorher. Dies ist wichtig in Bezug auf die Begrüssung aller Teilnehmer sowie dem "Networking".
  • Je nach persönlicher Nähe zum Gastgeber sollte mehr oder weniger von der oben genannten Zeit für dessen Begrüssung und Small-Talk mit ihm verwendet werden.
  • Lädt dich ein Gastgeber bereits zum Frühstück vor der Herbstjagd ein, dann erscheine pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt bei ihm.
  • Je nachdem wie förmlich dein Umgang mit deinem Gastgeber ist, kann es sich empfehlen, diesem eine kleine Aufmerksamkeit mit zu bringen und/oder...
  • in Globo für die ganze Jagdgesellschaft (natürlich inklusive Treiber)... Gerne bringen Gäste Käse, Speck (-Gugelhopf) für den Aser oder gleich etwas für das Dessert wie Kuchen (natürlich von der Frau selbstgebacken...), Güetzli, Schokolade oder gleich etwas in flüssiger Form wie Schnaps zum verteilen mit.
  • Erscheine mit Jagdhut und zugehörigem Signalband sowie angemessener Jagdkleidung zur Begrüssung. Den Jagdhut brauchst du später auch für den Erlegerbruch... und es sollte selbstverständlich sein, dass man als Jäger nicht in Jeanshosen zur Jagd kommt.
  • Jäger, die selber Jagdhornbläser sind, werden sehr gerne bei den Bläsern willkommen geheissen. Frage trotzdem immer zuerst nach, bevor du dich zu den Bläsern gesellst!
  • Stimme dich mit den Bläsern betreffend Melodien, Spielfolgen und sonstigen Spezialitäten ab; es gibt immer wieder regionale Besonderheiten.

Immer nachfragen

Auf jeden Fall empfiehlt es sich immer, sich vor dem Jagdtag  beim Gastgeber über spezielle Gepflogenheiten und Traditionen im Gastrevier zu erkundigen! Hier einige Beispiele:

Sicherheit:

  • reicht ein Signalband am Hut oder Oberarm aus oder werden erhöhte Anforderungen gestellt?
  • Begrüssung und Verblasen der Strecke mit Gewehr oder ohne? Gewehr ist natürlich abseits der eigentlichen Treiben immer gebrochen oder mit offenem Verschluss zu tragen!!

Treibjagd:

  • ist nur die Erlegung von einem Reh pro Stand erlaubt, oder nur pro anwechselnder Gruppe?
  • sind die Rehböcke frei? Auch wenn der Jagdleiter nichts davon erzählt?
  • Wie steht es bei den Sauen?
  • falls vom Jagdleiter nicht vor dem Trieb erwähnt... ist der Kugelschuss auf Rehwild und Fuchs grundsätzlich erlaubt? Ist der Nachschuss mit Kugel erlaubt, wenn das Wild zuvor mit Schrot nicht liegenbleibt?
  • falls der Nachbar ein beschossenes Reh nicht abhornt, dieses in Kugel- aber nicht in Schrotdistanz vorbei kommt, ist der Kugelschuss dann erlaubt?
  • spezielle Signale? eventuell ein Sauenalarm?

Aufbrechen:

  • wird grundsätzlich selber aufgebrochen?
  • auf dem Stand oder dem Sammelplatz?
  • hängend oder geht auch liegend?

Aser:

  • muss der Aser selbst mitgebracht werden, oder wird zentral verpflegt? (wichtig in Bezug auf deine Ausrüstung!)
  • Aser zwischen den Trieben oder am Schluss?
  • gibt es beim Alkoholkonsum spezielle Regelungen?

Einige der obigen Fragen mögen von gestandenen Jägern als banal, unwichtig oder als Selbstverständlichkeit erachtet werden. Und viele werden auch tatsächlich bei der Rede des Jagdleiters beantwortet!

Es hat sich aber in der Vergangenheit dennoch gezeigt, dass halt doch nicht immer alles "klar" ist...

So habe ich schon von einigen Gastjägern gehört, die pro Stand mehr als ein Tier erlegten und sich dafür ordentlich was anhören mussten und keine weitere Einladung zur Jagd mehr erhielten.

Aber auch Ausrüstungstechnisch sind einige Fragen wesentlich... denn wenn "zentral" aufgebrochen wird, braucht man ja diese Ausrüstung nicht mitzunehmen.

Lest auch die Geschichte von Jana und seht, wie es euch ohne Nachfragen ergehen könnte...

Wie immer, sind Ergänzungen, Anmerkungen oder Korrekturen aus der Jägerschaft, auch in Bezug auf die obige Checkliste für die Ausrüstung, sehr willkommen und können unter info@schweizer-jagdblog.ch oder untenstehend als Kommentar an mich gerichtet werden.

Der Text sowie die Liste werden dann sofort entsprechend angepasst!

Vielen Dank schon jetzt für alle Rückmeldungen!!

Waidmannsgruss, ein Waldläufer