Heute möchte ich mal jenen danken, die in unserem schwierigen Gebiet mit viel Freude und Einsatz dafür sorgen, dass wir Jäger uns überhaupt über viel Anlauf und Anblick freuen können... unseren teilweise verrückten Treibern!!
Es ist einfach nur erstaunlich und teilweise zum Kopfschütteln wie sie sich durch das dichte Geäst zwängen, durch hüfthohe Brombeeren kämpfen und den steilen Abhängen wagemutig trotzen!
Gerade an diesem Samstag mussten unsere Treiber im ersten Treiben einen steilen Hang etwa 400 Höhenmeter hoch... nicht quer den Hang entlang, sondern wirklich und wahrhaftig von ganz unten nach fast ganz oben.
Hört sich vielleicht für einige nicht nach viel an, aber ich musste selber in diesem Hang etwa 120 Höhenmeter überwinden und das war eine elende Plackerei! Puuh...
Ich kann schon hören, wie alle beim lesen dieser Zeilen denken: "Hmm.... solltest vielleicht halt anfangen zu trainieren? Und abnehmen täte wirklich auch nicht schaden!?!"
Ok, ok... ihr habt ja so was von recht...
Aber zurück zu unseren Treibern, die häufig nach dem Ende eines Treibens nassgeschwitzt, mit Laub und Nadeln bedeckt und manchmal sogar mit kleineren Blessuren am Sammelplatz eintreffen. Da wird dann schnell das T-Shirt gewechselt, die Jacke am Feuer so gut es geht getrocknet, ein Schnäpschen getrunken und schon geht es wieder munter auf in das nächste Treiben!
Und was war an diesem Samstag mit herrlichem Wetter ihr Lohn für ihre beeindruckende Leistung und ihre Mühen?
Am Ende leider nur die heisse Suppe mit Maggi und Brot, einige Gläschen Schnaps sowie ein wärmendes Feuer...
Denn obwohl wir Jäger doch einiges an Anblick hatten, wollte es an diesem Jagdtag einfach nicht passen...
Nachdem ich selber im ersten Treiben neidisch einem Gämsbock dabei zusehen durfte, wie er mühelos den Hang hoch sprang und im zweiten Treiben erst nach dem Ende ein Reh in grossen Sprüngen davon hüpfen sah, kam für mich im dritten Treiben die Gelegenheit "Beute" zu machen.
Es war gerade erst eine knappe Viertelstunde vergangen, als der Jagdhund eines Gastes in einiger Entfernung stach und schliesslich anhaltend Fährtenlaut gab. Das heisst, er folgte gemächlich und dabei ständig bellend einer warmen Wildfährte, ohne jedoch dabei das Wild direkt sehen zu können.
Dieses Geläut kam immer näher, so dass ich mich für den Fall der Fälle bereit machte. Und tatsächlich tauchten auf einmal von rechts die Häupter von drei Rehen auf... eine Rehgeiss mit ihren beiden Kitzen. In guter Schussdistanz von etwa 25 Metern liefen sie langsam mit jeweils etwa zwei Metern Abstand zum vorderen Tier hintereinander her. Es passte hier also eigentlich alles!
Ich nahm das Gewehr hoch und schlug auf das erste Kitz an. Zuvor hatte ich eine lichte Stelle ausgemacht und wollte dort die Schrote fliegen lassen. Doch kurz bevor das anvisierte Kitz dort ankam, beschleunigte das zweite Kitz plötzlich und ich sah im Zielfernrohr wie es am überholen des ersten Kitzes war. Sofort nahm ich den Finger vom Abzug, folgte mit dem Leuchtpunkt jedoch weiter dem nun letzten Kitz.
Doch die beiden blieben zu nahe beieinander und so entschwanden sie wieder unbehelligt im Dickicht um knappe drei Minuten später weiter langsam vom Jagdhund verfolgt zu werden. Das Geläut verklang allmählich und ich blieb alleine mit dem sofort gesicherten Gewehr und zitternden Beinen zurück...
Obwohl es damit auch nach drei Jagdtagen bei einer Strecke von einem Reh blieb, war das so in Ordnung. Im Gegensatz zur Drückjagd von letzter Woche hatten wir diesmal viel Anblick gehabt, nur passen hat es halt einfach nicht wollen... aber auch das gehört zur Jagd!
Einen warmen Dank also an all unsere Treiber, ohne die wir Jäger manchmal einfach nur wie bestellt und nicht abgeholt als eisgekühlte Schneemänner im Wald herumstehen würden.