Hallo liebe Schwarzkitteljäger,
Normalerweise halte ich mich zurück und bin stiller und interessierter Mitleser.
Heute möchte ich euch aber gerne die Geschichte meiner 2ten Wildsau in meinem Jägerleben erzählen. Für mich eine Weihnachtsgeschichte, die ich nie vergessen werde.
Gestern Morgen um 7:15 Uhr öffnete ich die Tür zum Haus meines Grossvatters, welcher der Grund ist, wieso ich überhaupt jage. Seit über 30 Jahren ist er Jäger und mein grosses Vorbild, seit ich denken kann.
Er offerierte mir wie üblich einen Milchkaffe und wir begannen, unsere Sachen für den heutigen Jagdtag zu packen.
Wie immer, wen man mit Grossvater unterwegs ist, starteten wir viel früher als nötig zum Besammlungspunkt. Dort angekommen, natürlich als erste der ganzen "Kompanie", sahen wir bereits einen Sprung von fünf Rehen sowie einen Fuchs, welchen ich noch zu erlegen versuchte. Jedoch zog er stetig von uns weg, und so blieb der Finger gerade.
Noch ein Wort vorweg:
Ich jage in der Schweiz, genauer gesagt im Kanton Bern. Wir haben durchaus Sauen bei uns in der Gegend... Mengenmässig dürfe es nach uns Jägern trotzdem noch ein bisschen mehr geben
So waren wir nun zu zweit an unserem Versammlungsort und warteten auf unsere Mitjäger, als das Telefon klingelte und Max am Apparat uns mitteilte, dass wir doch vor seiner Ankunft noch schnell den einen Weg ablaufen sollten um zu schauen, ob wir im verbliebenen Schnee eventuell vorhandene Trittsiegel finden und deuten können. Gesagt getan, machten wir uns auf Fährtensuche.
Am Wegrand war nur noch wenig Schnee vorhanden, was ein genaues Auge von Nöten machte. Dieses Auge hatte mein Grossvater und er entdeckte die Fährte einer einzelnen Sau.
Ich verfolgte die Fährte circa 20 m den Weg hinab, wobei mir nach 10 Metern auffiel, das die Sau eventuell einen Widergang gemacht haben könnte, da die Schalenabdrücke in beide Richtungen zeigten.
Also am Ende der Fährte kehrt gemacht und weiter ging es den Weg hinauf.
"I nimme ds Gwehr glich hurti mit, meh weiss jah nie"
( Ich nehme das Gewehr trotzdem schnell mit, man weis ja nie) sagte ich zum Vättu, meinem Grossvater.
Den Weg hinauf der Fährte entlang kam ich an eine Stelle, an der plötzlich aus dieser einen Sauenfährte, die Fährte von drei Sauen wurde, welche den Weg verliesen und hinab in den lichten Hochwald zogen. Diese Fährten deutete ich jetzt als sehr frisch und überlegte mir, wie wir später als Gruppe an die Sauen kommen könnten. So weit kam es jedoch nicht ...
Plötzlich venahm ich im Wald unter mir ein lautes Knacken und erkannte erst eine einzelne grosse, rabenschwarze Sau.
Der Puls stieg ins unermessliche...
wie schon hunderte Male in Videos gesehen, kommt mir eine Sau genau so wie man es sich wünscht... das Blatt zeigend und langsam ziehend auf etwa 40 Meter!
Dann erkenne ich hintendrann zwei Frischlinge, hab ich mir noch gedacht, dass das kein Keiler sein kann.
Im Schlepptau mit beiden Frischlinge zieht die Bache auf dem Wechsel unter mir, um auf gleicher Höhe die Richtung zu ändern und gegen mich zu ziehen. Mitlerweile hatte ich mich vom ersten Schock leicht erholt, meinen Drilling entsichert und in Anschlag gebracht.
Die Sauen stehen mittlerweilen 25 Meter spitz vor mir, die beiden Frischlinge sauber hintereinander, die Bache leicht abseits.
"So kannst du nicht schiessen!", denke ich mir, doch schon bricht der Schuss.
Tönt suspekt, jedoch während ich mir diesen Gedanken mache, zieht der vordere Frischling Richtung Bache und der Hintere verhofft, was mich ihm eine sauberen Schuss hinter den Teller anbringen lässt.
Auf den Schuss zieht die Bache rechts von mir weg, beide Frischlinge verschwinden hinter einer Buche, wonach nur eine Sekunde später der eine Frischling links davon wieder hervortritt und das Weite sucht.
Den anderen Frischling höre ich hinter der Buche zusammenbrechen, danach rollt er schlegelnd hinter der Buche hervor, während ich natürlich immer noch bereit für einen allfälligen Fangschuss bin... Das Leben verlässt den Frischling und ich spüre erstmals wieder meinen Puls.
Vättu stapft dem Weg hinauf...
"Was hast du nun wieder gemacht?", fragt er mich und traut seinen Ohren kaum, als ich im sage, dass ich eben eine Wildsau geschossen habe.
Die Freude ist riesig, die Tränen schiessen mir mir auch jetzt beim schreiben noch in die Augen. Ich rufe meine Mutter, meinen Vatter und meine Jagdkameraden an, Weidmannsheil von allen Seiten und ich bin überglücklich, dass alles reibungslos funktioniert hat.
Wir bergen den Frischling, die rote Arbeit wird erledigt und das Stück zum auskühlen an einen Baum gehängt. Den Rest des Tages bin ich als Treiber unterwegs, wir können keine Sauen mehr aufmachen, sind aber alle mehr als zufrieden.
Was für ein unvergessliches Erlebniss, ich bin allen Personen dankbar, welche mich bisher in meinem Jägerleben unterstützt und begleitet haben, insbesondere meinem Grossvater!!
Noch die blossen Daten:
Frischlingsbache mit 27 Kilo, erlegt um 8.10 Uhr mit dem alten Drilling meines Grossvaters im Kaliber 6.5*57...
Ich wünsche euch allen frohe Festtage, eine besinnliche Zeit mit euren Familien und Liebsten und allzeit einen schönen Anblick, Weidmannsheil und eine sichere Kugel!
Autor ist dem Schweizer Jagdblog bekannt.