Letzter Bissen, ernstgemeinter Abschiedsgruss oder nur Heuchelei!?

Ja, die Überschrift ist provokant, doch in diesem Fall gerechtfertigt!

Ich war am Anfang der Drückjagdsaison auf einer eigentlich gut besuchten Jagd eingeladen.

Wie immer mit meiner besseren Hälfte Alica. Wir haben uns eigentlich sehr viel versprochen von der Jagd, da es im Vorfeld geheissen hat, dass es Sauen und Rotwild in unbegrenzter Stückzahl gäbe.


Also haben wir die Hunde parat gemacht und geschnallt.

Ich gehe immer als Hundeführer durch, weil ich es liebe mit dem Hund zusammen zu arbeiten. Um ein Uhr war Hahn in Ruh abgemacht. Etwa eine Stunde später um 14.00 Uhr schlugen wir am Streckenplatz auf, doch was ich sah verschlug mir ehrlich gesagt komplett die Sprache:

Zwei Rehe, ein Rotwildkalb, drei Füchse.. das war ja ok, doch kein Tier war aufgebrochen und um 11:15 war der letzte Schuss gegangen!!

Jedes Tier hatte zwar den letzten Bissen und den Inbesitznahmebruch, die Schützinnen und Schützen stolzierten mit einer halben Tanne am Hut herum. Die Strecke wurde verblasen und noch auf der Strecke wurden zwei Füchsen die Lunte abgetrennt.

Die Tiere wurden auf den Hänger geschmissen, und immer noch nicht  aufgebrochen...

Wie kann man als Jagdherr sowas zulassen?

Kein Tier wurde mit Würde, Respekt oder gar Ehrfurcht behandelt.

Denkt man tatsächlich, nur weil das Tier einen letzten Bissen hat, ist man im Reinen mit ihm, ist es genug der Tradition? Respekt, Ehrfurcht, Ethik und Tradition fangen schon vor dem Schuss an.

Und wie kann man einem Fuchs noch auf der Strecke die Lunte abschärfen?

Wie tief sind manche Jäger (an dieser Stelle eine Jägerin) gesunken?

In den üblichen Foren und Gruppen wird sofort laut aufgeschrien, wie unwaidgerecht ein Tier behandelt wird, wenn es nicht auf der rechten Seite liegt und keinen Bruch hat.

Sofort ist man Jagdscheininhaber und auf gar keinen Fall mehr Jäger!

Aber es gehört doch mehr zur Tradition und vorallem zum Anstand, als nur der letzte Bruch. Es ist der Umgang mit dem Tier, der den Jäger auszeichnet. Man kann nicht anhand eines fehlenden letzten Bissens, einen Jäger in eine Schublade zu den schwarzen Schafen stecken. Gerade in der heutigen Zeit nicht, in der Wildbrethygiene gross geschrieben wird.


Manchmal ergibt es sich einfach nicht, dass man Zeit hat für einen letzten Bissen oder nach einer schweisstreibenden Bergung noch einen bruchgerechten Baum findet, um den letzten Bissen überreichen zu können.

Im Gegensatz dazu gibt es solche, die jedem Tier einen Bruch überreichen und dabei nichts fühlen... keine Emotionen haben... gar nichts!

Dem Stück nicht einmal einige Minuten Totenwache widmen und gleich hin gehen, um zu schauen wie hoch der Bock auf hat, oder wie gross die Waffen sind, es dann gleich an den Läufen packt und hinterher schleift. Zum Abschluss noch den grünen Zweig in den Äser und dann prahlen, wie gut man jagt.

Vielleicht bin ich da auch bisschen dünnhäutig.

Wir waren jedoch auf so vielen Drückjagden, wo wir unter Gleichgesinnten gewesen sind.

Doch auf dieser leider nicht!

Wir waren schockiert über den Umgang mit dem Wild, ganz zu Schweigen vom Rest der Organisation.

Wenn man sich Jäger nennt und das schöne Waidwerk vertritt, dann muss man es fühlen... in jeder Faser seines Körpers!

Waidmannsheil, euer Dänu