Ich kann mich gut daran erinnern, dass ich in der Jagdschule immer ein riesen Durcheinander mit all diesen Hundeprüfungen hatte. Besonders die Jagdhund-Prüfungen der Vorsteher fand ich ziemlich undurchsichtig und schwierig zu verstehen und wie passte die Brauchbarkeit dort hinein?
Alles irgendwie komisch und schräg, ich versuche auch die Verknüpfungen zu den Schweizer Hundeprüfungen zu finden, wobei ich da ehrlich sein muss, dass ich mich dort zu wenig auskenne. Der geneigte Leser kann mich gerne unter der folgenden Mail-Adresse korrigieren: info@schweizer-jagdblog.ch :)
Wer darf da eigentlich mitmachen?
Fangen wir mal an...
zunächst ist es sehr wichtig zu wissen, dass zu den Zucht- und Anlageprüfungen nur Hunde mit einem FCI Stammbaum zugelassen sind. Wer also in den tiefen Dschungel der Prüfungen selbst eintreten möchte, der muss auf diesen Stammbaum achten. Es empfiehlt sich in meinen Augen in jedem Fall auf diese Abstammungen zu achten, auch aus gesundheitlichen Gründen.
Die Zucht- und Anlageprüfungen prüft genau das, was der Name bereits ausdrückt:
Der Hund wird auf seine jagdliche Anlagen hin geprüft.
Dabei findet man bei den Vorstehhunden zwei dieser Prüngen, nämlich die VJP und die HZP.
VJP - Jugendsuche
VJP heisst Verbandsjugendprüfung, in der verworrenen Sprache der Vorstehhunde-Führer auch Jugendsuche genannt.
Dabei wird der sehr junge Hund angeschaut, wobei hier der Gehorsam noch keine grosse Rolle spielt. Es wird geschaut, ob der Hund die erforderlichen Anlagen für eine "grosse" Jagdkarriere zeigt.
Wichtig sind dabei das Lösen vom Hundeführer, aber auch das Zeigen einer Hetze auf der Hasenspur. Dabei geht es nicht darum, dass der Hund den Hasen fängt, sondern zeigt, dass er Spurwillen hat.
Aufgrund sinkender Hasenbestände kann man darüber diskutieren, ob dies noch sinnvoll ist. In meinen Augen ist dies ein wichtiges Kriterium für einen brauchbaren Jagdhund... denn am Spurwillen hängt nicht zuletzt ein Grossteil der weiteren Hundeausbildung. Neben dem Spurwillen muss der Hund auch Spursicherheit zeigen.
Neben dem Spurwillen ist auch der Nasengebrauch ein wichtiges Kriterium und wird in der Bewertung des Hundes entsprechend hoch gewürdigt. Die Richter bewerten dabei den Hund den ganzen Tag lang...
ist er interessiert und sucht immerzu?
Versucht er Witterung zu kriegen, oder ist er eher uninteressiert?
Die Hunde werden ebenfalls auf Schussfestigkeit geprüft und sie zeigen eine Suche, die gern etwas weiter sein darf, der Hund darf sich also lösen und wirklich über ein Feld brettern. In den kommenden Prüfungen wird dieses schon fast freie Jagen nicht mehr so möglich sein. Die jungen Hunde dürfen sich also noch etwas austoben.
Die Vorbereitung auf diese Prüfung sollte wenn möglich ein wenig aus Vorstehen, einiger Beziehungsarbeit, aber auch einigen Hasenspuren bestehen, vielleicht einigen kleineren Fährten und spielerischer Zusammenarbeit.
Die Hunde sind ja noch jung, was nicht heisst, dass sie nicht schon den Ernst des Lebens kennen lernen dürfen. Das Vorstehen wird auch bereits angeschaut, wie auch die Führigkeit des Hundes. Das Zusammenspiel zwischen Führer und Hund wird bewertet und fliesst auch in die Bewertung ein.
HZP - Herbstzuchtprüfung
Dann geht es so ziemlich in die Vollen, den ganzen Sommer lang wird für die HZP, die Herbstzuchtprüfung gebüffelt. Da wird den Gespannen schon einiges mehr abverlangt und das, was sie zeigen müssen, geht natürlich über die Anforderungen der VJP hinaus. Es wird die Weiterentwicklung des Teams in jagdlicher Hinsicht überprüft, die PO spricht davon, dass die Ausbildung in Feld- und Wasserarbeit zu diesem Zeitpunkt mehrheitlich abgeschlossen sein sollte.
Die Hunde müssen zeigen, dass sie nun enger mit ihrem Führer zusammenarbeiten. Das Vorstehen verlangt noch kein Durchstehen, aber bereits etwas mehr Gehorsam. Die Art des Bringens auf den Schleppen wird bewertet und nun kommt für den jungen Hund auch die Wasserarbeit dazu. Die vieldiskutierte Arbeit an der lebenden Ente kommt hier vor, die lebende Ente wird kurzfristig flugunfähig gemacht und der Hund soll diese aufstöbern, sie wird vor dem Hund geschossen und der Hund soll diese Ente bringen.
In meinen Augen ist dieser Teil wichtig, denn auch in der jagdlichen Praxis kommt es vor, dass Enten nicht direkt tot in den Weiher fallen, die Hunde müssen an diesen Enten arbeiten können und wollen. Es ist etwas anderes an kaltem Schleppwild zu arbeiten, welches viel weniger verlockend ist, als an warmen Wild. Da kommt es bei einer schlampigen Vorbereitung dann durchaus dazu, dass die Hunde die Ente nicht sauber abgeben, daran herumzerren, oder damit spielen. Das geht natürlich nicht. Diese Arbeit wird auch entsprechend hoch bewertet und die Note aus dieser Arbeit kann später in der VGP übernommen werden.
Auch in dieser Prüfung werden Spurarbeit (falls gewünscht) und Nasengebrauch wieder sehr hoch bewertet, diese beiden sind wichtige Indikatoren dafür, ob ein Hund auf der Jagd taugt oder nicht. Das Vorstehen gewinnt an Wichtigkeit, wie auch die Führigkeit nun eine Note erhält.
Man könnte noch weit mehr zu den einzelnen Fächer dieser beiden Prüfungen schreiben, mir geht es besonders darum, einen gut verständlichen Überblick über die gängigen Prüfungen zu geben. Im nächsten Teil dieser Reihe widme ich mich der VGP, später werden noch die Brauchbarkeitsprüfungen folgen und falls jemand Lust hat, dann würden wir uns sehr freuen, wenn wir einen Gastautor hätten, der über Terrier-, Stöberhund-, Bracken-, und was es sonst noch an Prüfungen in diesem grossen Dschungel der Prüfungen gibt, schreiben würde.
Waidmannsheil :)