Drückjagd mit Rommel

Es gibt Ferien, die verbringt man zu Hause, dann gibt es Ferien, die verbringt man mit der Familie und schliesslich gibt es Ferien, die verbringt man bei verrückten Freunden!!

In diesem Fall bei verrückten Freunden in der Schweiz vom Schweizer Jagdblog... 

Eigentlich hatte ich mich auf gemütliche Ferien gefreut, ein bisschen die schneebedeckten Wipfel anschauen, den Hund hin und wieder lüften und dann und wann ein wenig kontemplativ häkeln.
Aber verrückte Freunde sind verrückte Freunde.

"Kommst du mit zum Jagen?", das musste ich mir ja nicht zweimal sagen lassen.

Dienstag und Freitag waren die Rotwilddrückjagden im Schwarzwald angesagt.

Schwarzwald klingt für Flachlandindianer, wie mich erst einmal ziemlich furchteinflössend, aber sowas kann man sich ja tatsächlich nicht entgehen lassen.

Schon auf der ersten Jagd wurde mir bewusst, dass das eindeutig kein Spaziergang ist, obwohl die obligaten Brombeersträucher auf 1000 Mü0 eindeutig fehlen, konnte Rommel sich schnell mit der neuen Situation anfreunden und jagte fröhlich...

Rotwild, das können wir jetzt.

Bei der zweiten Jagd, natürlich bereits als schon fast alter Hase dabei, trollten Daniela und ich uns durch den Hochwald und schlugen uns durch die nicht sehr hohen, dafür aber unglaublich dichten Fichtendickungen, als wir unsere Hunde auf einmal im Standlaut verbellen hören konnten.

Schnell hinterher, kaum da, brach der Standlaut aber schon wieder ab.

Was war geschehen?

Beim nächsten Schützen wurde die Situation deutlicher, ein Rothirschspiesser wurde weich geschossen und vermutlich im Verlauf von den Hunden gestellt. Jetzt war guter Rat teuer.

Sein lassen?

Dem Hirsch hinterher gehen?

Die Hunde mussten wir nicht zusammensammeln, da wir eher kurzjagende Hunde haben, die tatsächlich nur losrennen, wenn es wirklich etwas zum Jagen gibt.
Weiter in die Richtung, in der wir den Hirsch vermuteten.

Aber es war nicht zu hören.

Dann konnten die Hunde den Hirsch erneut stellen, Standlaut, hinterher, was im Schwarzwald bedeutet, dass man bergan und bergab rennt, wofür ich eindeutig nicht geschaffen bin. Der Standlaut kam näher, Daniela war sich sicher, dass die Hunde unter uns den Hirsch fest stellten und galoppierte elfengleich vor mir weg. Da an mir eindeutig keine Bergziege verloren gegangen ist, versucht ich erst gar nicht, mich dieser Turnübung anzuschliessen und setze mich auf meine vier Buchstaben und liess mich den Berg hinter Daniela runterrutschen.

Daniela konnte den Hirsch vor mir sehen, musste aber zunächst Fides, ihre Borderterrierhündin aus den Brombeeren befreien.

Auf einmal stand ich alleine an dem Hirsch, von dem ich sicher war, dass der bereits tot sein müsste. Im gleichen Moment wurde ich eines besseren belehrt, denn der Hirsch bewegte sich und wehrte sich zunächst vehement. Guter Rat war da wirklich teuer, denn bisher hatte ich nur Sauen abgefangen.

"Geht das gleich, wie bei den Sauen?"

"Jaja!"

Mit einer grossen Portion Adrenalin im Blut konnte ich den Hirsch abfangen.

Einen, in meinen Augen riesigen, wunderschönen Rothirschspiesser. Vor den Hunden.

Ein waidwundes Tier zu erlösen, die Qual zu beenden gehört zu den Aufgaben eines Hundeführers. Ich bin stolz darauf, dass die Hunde so hervorragend gearbeitet haben und wir dem Tier jedes weitere Leiden ersparen konnten.
Für diese Momente schwitzen wir, für diese Momente stehen wir fluchend im Brombeer und für diese Momente lohnt es sich, uns und die Hunde in Lebensgefahr zu bringen.

Waidmannsheil und Waidmannsdank!

Marie und Rommel