Nein, das ist kein Text über die Grausamkeiten der Jagd.
Sondern über das Grauen, unser Grauen, sein Grauen und ein bisschen auch mein Grauen.
Unser Weimaraner Virto ist ein Weimaraner aus dem Lehrbuch.
Mannschärfe? Ja.
Schärfe? Ja.
Passion? YES.
Er ist jung, wild... und bei seiner Fährten-Schuhprüfung hat er bewiesen, dass er eine gute Nase hat.
Natürlich sind wir wieder zur Drückjagd unterwegs. In dem Revier, wo wir gejagt haben, wurde sehr diszipliniert geschossen. Es gab keine Nachsuchen und keine Kontrollen. Das Grauen war als Nachsuchenhund eingeteilt, also blieb der arme Kerl arbeitslos. Da diese Drückjagd revierübergreifend ist, riefen wir bei unseren Freunden an, die bestätigte Nachsuchenführer sind und meldeten, dass wir noch Kapazität hätten, falls noch anderswo gesucht werden müsste.
Bild: Gar nicht arbeitslose Mädels.
Das Grauen hatte keine Freude, dass er im Auto sitzen musste, aber so richtig war ich nicht davon überzeugt, dass der Graue und sein Herrchen noch zum Einsatz kommen würden. Da unsere Freunde eher skeptisch sind, wenn es darum geht, dass Vorsteher nachsuchen, war es also eh unwahrscheinlich. Übrigens habe ich vollstes Verständnis für diese Einstellung unterdessen.
Kurz bevor wir zusammenpacken wollten, klingelte das Telefon.
„Reh mit Laufschuss, traut ihr euch das zu? Zur Not kommen wir helfen, aber wir haben hier noch zu tun.“
Klar.
Ich muss mir ja eh nicht viel zutrauen, aber der Mann war Feuer und Flamme.
Fix ins andere Revier gedüst.
Die Nachsuche begann sehr vielversprechend.
Der Hund fand sofort ein weiteres Wundbett, verwies weiteren Schweiss.
An einem Zaun kamen meine Männer jedoch nicht weiter.. immer wieder griffen sie zurück und meine Hoffnung schwand.
Als die beiden zurück zum Anschuss liefen, rief ich bei unsren Freunden an:
„Die Jungs kommen hier nicht weiter, kannst du mit deiner HS Hündin kommen?“ „Bin schon unterwegs, lass den Tracker an, ich finde euch!“
Ein Hoch auf die Technik!
Ich sass schon lange auf einem Baumstumpf, ich gab keinen Pfifferling drauf, dass meine Jungs auch nur einen Meter weiter kommen würden.
Ein bisschen selbstvergessen scrollte ich durch Social Media...
„SCHATZ! Ich habs!!!“
„😂😂 Jaaaaa, klar! Die beiden sind gleich da und helfen.“
„Das ist kein Scherz! Hier liegt es!“
Wie bitte?
Da lag es.
Tatsächlich.
Aufgefressen von den Hunden zwar. Aber da war es.
Beim gemeinsamen anschliessenden Bier wuchs mein Männle in bisher ungeahnte Grössen.
„Ich hätte dich ja nicht hingeschickt, wenn ich nicht vollstes Vertrauen gehabt hätte, dass du es finden würdest!“ aus dem Mund von einem der renommiertesten Schweisshundeführer, die wir in Deutschland kennen, macht mich schon auch ganz schön stolz auf meine Jungs.
Das würde ich natürlich nie so sagen, sonst nimmt der Kerl nie wieder den Staubsauger in die Hand.