Hier ein toller Beitrag, der in Facebook von "Der eine Jäger" (alias Floris Weber) nach massiven Anfeindungen veröffentlicht wurde.
Wir danken ihm für die Erlaubnis den Text hier bei uns als Gastbeitrag mit euch teilen zu dürfen...
Das ist die Jagd
Als ich vor einigen Jahren als Jagdblogger online ging, war mir bewusst, dass die öffentliche Darstellung der Jagd auch zu Kritik führen kann.
Ich habe mich jedoch bewusst dafür entschieden, Videos zu drehen und Beiträge zu posten, weil ich der Meinung bin, dass wir Jäger keinen Grund haben, uns zu verstecken oder unser Handeln zu verschleiern.
Vor einigen Tagen war es dann soweit:
Einige meiner Facebook Beiträge wurden massenhaft auf jagdkritischen Seiten und in Chroniken geteilt.
Ich habe die Kommentare und Beiträge nur grob überflogen, weil ich mir nicht zu viel negative Energie antun wollte, aber ein paar Sachen sind hängengeblieben, die ich in diesem Beitrag nutzen werde, um darzustellen, was meine Beweggründe für die Jagd sind und um manches ins rechte Licht zu rücken.
Eine persönliche Nachricht erreichte mich, in der ich gefragt wurde, wieso ich Tiere hassen würde.
Für mich fühlt sich dieser Vorwurf völlig befremdlich an, zum einen weil ich keinen Mensch bin, der hasst; zum anderen weil es komplett dem widerspricht, was ich für Tiere und die Natur empfinde.
Ich empfinde als Jäger eine tiefe Verbundenheit und Liebe zur Natur.
Für Nichtjäger ist es jedoch meist schwer begreiflich, wie man ein Tier töten kann, das man mag oder „liebt“. Der Nichtjäger sieht in der Erlegung, der Tötung eines Tieren, dessen Vernichtung. Ich als Jäger sehe in einem erlegten Tier eine Beute und begreife das Sterben eines Wildtieres als einen natürlichen Prozess.
Der Kreislauf der Natur liegt nun einmal im geboren werden, leben und sterben.
Das blenden wir Menschen gerne aus, weil der Gedanke an unseren eigenen Tod oder den Tod von geliebten Menschen (oder Haustieren) als schmerzhaft empfunden wird.
Der Tod ist für Wildtiere jedoch etwas ganz gewöhnliches.
Wild frisst, schläft, vermehrt sich, bekommt Junge und stirbt dann irgendwann.
Das ist der ewige Kreislauf des Lebens, ob es uns passt oder nicht.
Wir Jäger nehmen im Vergleich zu Nichtjägern aktiver an diesem Kreislauf teil, weil wir Tiere - nach Ablegung einer staatlichen Prüfung- töten. Für mich ist nicht verständlich, dass manche Menschen Tiere und Menschen auf dieselben Ebene stellen, nach dem Motto:
Du knallst Tiere ab!
Du gehörst selber abgeknallt!
Der Mensch ist zwar auch ein Tier, aber ein sehr viel höher entwickeltes als die anderen Tiere.
So clever Affen, Delfine oder Wildschweine auch sein mögen - sie bauen keine Häuser und schließen auch keine Krankenversicherungen ab. Es ist in meinen Augen falsch Mensch und Tier auf dieselbe Ebene zu stellen. Ohne Tiere selbst und deren Lebensraum zu nutzen könnten wir überhaupt nicht leben.
Jeder Mensch nutzt im Laufe seines Lebens abertausende Tiere, das heißt er tötet sie direkt oder indirekt - um zu leben. Alleine die Ressourcen, die wir verwenden um Kleidung zu tragen oder Häuser zu bauen, geschweige denn unsere Nahrung zu beziehen und vieles mehr kostet andere Tiere das Leben.
Vielen Menschen fällt dies überhaupt nicht auf, bzw. viele Menschen denken überhaupt nicht daran, dass alleine ihre Existenz - so sparsam und möglicherweise sogar vegan sie auch sein mag - unzähligen anderen Lebewesen das Leben kostet.
Die Missachtung der Tatsache, dass wir alle Tiere töten, geht beispielsweise so weit, dass der tierfreundliche Katzenliebhaber sich über die Treibjagd auf Hasen hinter seinem Haus echauffiert, dabei aber völlig ausblendet, wie viele Tiere sterben, nur damit sein Haustier, dass primär ihm zu emotionalen Wohlbefinden dient, täglich zwei Döschen Katzenfutter bekommt.
Das passive Töten von Tieren (jemand anderes schlachtet ein Tier für uns) wird von vielen einfach ausgeblendet.
Das Fleisch kommt aus dem Supermarkt und kaum etwas erinnert an das Lebewesen dahinter.
Anders ist es beim Jagen: man sieht das Wild, erlegt es, weidet es aus und lässt es dann im Kühlhaus abhängen. Nach ein paar Tagen wird es dann vakuumiert, eingefroren und später selbst oder von Freunden und Bekannten gegessen.
Für mich ist das eine ehrliche, natürliche Form der Fleischbeschaffung.
Wenn ich ein Tier wäre, würde ich lieber ein paar Monate oder Jahre in Freiheit verbringen um dort zu sterben, als in einem Stall geboren, gemästet und später auf dem Schlachthof getötet zu werden.
Jeder mag für sich selbst entscheiden, was natürlicher ist.
Ich persönlich esse gerne Wild und man merkt den gewaltigen geschmacklichen Unterschied zu kommerziell hergestelltem Fleisch.
Wir Jäger jagen aber nicht nur für den Fleischgewinn, sondern auch aus Gründen der Bestandsregulation.
Das beinhaltet, dass wir auch Tiere töten, die wir nicht essen.
Wir bejagen zBsp den Fuchs, weil seine Bestände sehr hoch sind und er extrem anpassungsfähig ist. Sind seine Beutetiere alle, frisst er das Katzenfutter im Hintergärten der Dörfer. Gleichzeitig sorgt er, wenn er in hohen Stückzahlen vorkommt, für eine Verringerung der Biodiversität und bringt bedrohte Tierarten wie das Rebhuhn immer mehr in Bedrängnis.
Sicher kann man mit der Bejagung des Fuchses den Rückgang des Rebhuhnes nicht alleine aufhalten (Lebensraumgestaltung ist deutlich wichtiger), aber wenn man keine Füchse schießt bzw. deren Erlegung untersagt - wie es manche Naturschutzverbände und Vereine auf ihren Flächen tun - trägt man dazu bei, dass diese u.a. Tierart ausgerottet wird.
Was mir vielfach vorgehalten wird ist die Freude am Jagen.
Wie, Du jagst aus Freude?
Nicht zur Bestandsdezimierung?
Du Perverser!
Ganz ehrlich Leute, weder ich noch die meisten anderen Jäger jagen aus Altruismus. Dafür ist die Jagd viel zu zeitaufwendig und zu teuer.
Wir jagen, weil es uns Spaß macht.
Viele Jagdgegner begrenzen den Begriff Jagd auf die Sekunde des Tötens des Tieres. Sicher ist der Moment, wo der Schuss das Tier, die Beute streckt ein besonderer Moment.
Der Moment, auf den der Jäger hin fiebert.
Allerdings umfasst Jagen soviel mehr:
die nächtliche Pirsch bei Mondschein,
das Grunzen der Wildschweine im Dickicht,
das Bellen des ranzendes Fuchses in einer Januarnacht,
das Erblicken der frischen Saufährten in einer Suhle,
eine vor dem der untergehenden Sonne gaukelnde Schnepfe, etc.
Die Jagd umfasst tausend verschiedene Momente und Facetten. Wer die Jagd auf den Schuss und das Töten von Wild reduziert, hat sie nicht verstanden.
Hand aufs Herz: wie viel warst Du in der letzten Zeit bewusst in der Natur?
Ich bin in jeder freien Minute dort.
Ich verstehe nicht, was daran besser sein soll, wenn Jäger am Jagen nichts empfinden.
Muss Jagd ein freudloser, seelenloser Prozess sein?
Soll Jagd nichts sein außer eine (evtl. sogar noch lästige) Pflicht des Tötens von Tieren?
DAS ist krank.
Die besten und passioniertesten Jäger, die ich kennengelernt habe, waren meist auch die, die den größten Respekt für und die größte Verbundenheit mit der Natur empfanden.
Vielen Nichtjäger oder Hassposter passt auch nicht ins Bild, das Jäger halt nicht nur töten, sondern die Natur lieben und viel für sie tun. So werden meine Posts, in denen ich zeige, wie ich mich auf eigene Kosten für Biotopverbesserungen in meinem Revier einsetze, von selbsternannten Tierschützern unbeachtet.
Wenn man solchen Beiträgen auch Aufmerksamkeit schenken würde, müsste man sich ja Gedanken machen darüber, ob der Jäger wirklich nur der böse Töter ist.
Das wiederum aber nimmt einem die Möglichkeit, einfach mal drauf loszuhassen und den aufgestauten Frust des Alltags am bösen Jäger auszulassen. Manche Poster wollen im Jäger sogar einen psychisch Kranken sehen, einen von Minderwertigkeitskomplexen besetzten, sexualkomplexkompensierenden Hasser, der nur durch das Töten von Tieren seine jämmerliche Existenz irgendwie am Leben hält.
Ganz im Ernst: man sollte nicht zu viel von "Freud" lesen bzw. nicht alles glauben, was er im Koksrausch für wahr gehalten hat. Ich persönlich kenne viele Jäger und kann nur so viel sagen, dass Jäger ganz normale, und damit auch ziemlich unterschiedliche Leute sind. Aber ja, ich habe auch schon Jäger kennengelernt, die ihren Sadismus an Tieren ausgelebt haben. Mich hat das immer angeekelt und ich habe mich von solchen Leuten fern gehalten.
Mir persönlich ist es immer nahe gegangen, wenn ich ein Tier nicht sofort tödlich erlegen konnte.
Es macht das Jagderlebnis und die Freude, die man an einem sauberen tödlichen Schuss hat, kaputt. Sadistische oder gar kranke jedoch machen nur einen winzigen Teil der Jägerschaft aus. Die meisten Jäger sind mit sich selbst genauso im Reinen und Unreinen wie die Normalbevölkerung auch. Ich persönlich finde es eher unnatürlich, die Jagd und die Jäger zu verdammen und gleichzeitig selbst so wenig Verbundenheit zur Natur zu haben.
Wie viel Nichtjäger können denn ein Stück Rehwild vom Damwild unterscheiden (Vorsicht: beides kann weiße Punkte haben).
Wie viele Nichtjäger wissen, wann sich das Reh -unsere häufigste heimische Schalenwildart- fortpflanzt und dass seine Fötus über den Winter Eiruhe genießt?
Welcher Nichtjäger macht sich Gedanken darüber, welche finanzielle und zeitliche Leistung Jäger vollbringen, wenn sie jedes Jahr mehrere Millionen Stücke Schalenwild erlegen?
Etwas, wofür in anderen Ländern -zBsp in bestimmten Kantonen der Schweiz- auf Kosten des Steuerzahlers vom Staat bestellte Killer auf Wildtiere losgelassen werden?
Das ganze nennt sich dann „Wildtiermanagement“ und soll verschleiern, dass genauso gejagt wird wie in Privatrevieren auch.
Ich weiß, dass es sicher einige unter den Postern gibt, die für meine Argumente nicht erreichbar sind.
Vielleicht findet sich aber auch der eine oder der andere Leser, der nach diesem Post etwas Verständnis für die Komplexität der Jagd aufbringt - und sich mehr mit dem Thema Jagd und Natur beschäftigt.
Sprecht mit Jägern, lasst Euch auf die Jagd mitnehmen und versucht einmal, die Natur aus dem Auge des Jägers zu betrachten.
Ich glaube, dass es dabei für Euch mehr zu gewinnen als zu verlieren gibt.
Frohe Weihnachten und Waidmannsheil, der Eine Jaeger