Erlegung Wildschwein

Nach unzähligen Stunden mit Versuchen auf Pirsch und Ansitz hat es am Mittwoch Abend endlich wieder einmal gepasst...

 

Und doch spielt das keine Rolle...

denn lieber erfolglos 1000 Stunden in der Nacht draussen im Wald auf der Jagd unterwegs sein, als nur eine einzige Stunde tatenlos zu Hause vor dem Fernseher zu sitzen!

 

 

Von Anfang an fügte sich einfach alles perfekt:

der sterneklare Himmel über uns...

ein schneebedeckter Boden, der die Umgebung im Dämmerlicht scheinen liess...

ungetrübte Weitsicht ohne Nebel...

Herrlich!

Um 9.00 Uhr traf ich mich mit meinem Kameraden beim Feuerwehrmagazin. Während ich mich für die nächtliche Jagd bereit machte, beobachtete er mit der Wärmebildkamera die umliegenden Hänge.

Er machte mich auf einige helle Punkte aufmerksam und ich kontrollierte darauf hin parallel mit der Pulsar Trail auf meinem Gewehr die naheliegende Hangseite.

(Ordnungsgemäss liegen hierfür die polizeiliche wie auch die jagdbehördliche Genehmigungen vor)

Und tatsächlich... direkt über einigen, trotz des Schnees, weidenden Schafen konnte ich drei sehr helle Punkte ausmachen... klar kann man auf die geschätzte Luftdistanz von knapp einem Kilometer nicht von einem eindeutigen Ansprechen der Tiere ausgehen... doch die Verhaltensweise, die Grösse sowie die Helligkeit der Punkte liess mich auf Wildschweine tippen.

Überprüfen mussten wir die Beobachtung auf jeden Fall!

Wir hofften, dass die Wildschweine noch für eine Weile an Ort und Stelle verblieben und entwarfen schnell einen Schlachtplan...

Den Wind erwarteten wir von oben kommend, so dass wir zu einem unterhalb und nahe gelegenem Bauernhof fuhren, von dem ich noch etwa 300 Meter schräg nach links hoch zu laufen hatte. Das Gewehr geladen aber noch gesichert, den weissen Schneeumhang der Bundeswehr übergezogen, jedoch den Zielstock vergessend ging ich ungeduldig los...

musste aber schnell heftig schnaufend einsehen, dass langsames Hochlaufen sinnvoller wäre, wollte ich den Wildschweinen mein Kommen nicht allzu früh ankündigen!

Glücklicherweise konnte ich bis zu den weidenden Schafen, einer praktisch gespurten und fast vom Schnee befreiten Strasse folgen und kam so fast geräuschlos hoch... wirklich perfekte Umstände!

Nur die auf mich reagierenden blökenden Schafe mit ihren Glöckchen schienen mein Jagdglück verderben zu wollen... innerlich fluchte ich auf sie und befahl ihnen still zu sein. Alle paar Schritte prüfte ich den Hang oberhalb von mir... doch tatsächlich erst bei den Schafen angekommen, konnte ich die drei hellen Punkte ausmachen... und es waren wirklich drei Wildschweine!

Obwohl ich sie ja erwartet hatte, konnte ich es kaum fassen... mein Puls fing an zu pochen, als wäre ich die ganze Strecke hochgerannt!

Schon warf eine der Sauen den Kopf in meine Richtung hoch...

Oje, hatte sie mich bereits entdeckt?

Hat mich eine Bewegung oder die Schafe verraten?

Nein!

Ruhig und vertraut brach sie weiter im Boden.

Die Geräusche der Schafe und mein weisser Umhang schienen mich also perfekt zu tarnen!

Wie war ich jetzt den immer noch blökenden und bimmelnden Schafen dankbar...

Dafür vermisste jetzt ich meinen Zielstock... aber mit Hilfe eines Zaunpfahls konnte ich das Gewehr auflegen und die Wildschweine ruhig - jedoch innerlich angespannt und hochkonzentriert - weiter durch das Zielfernrohr der Pulsar beobachten.

Wie angenehm, mit dem bereits entsicherten Gewehr die Wildsauen durch die Wärmebild-Zieloptik in Ruhe ansprechen und beobachten zu können!

Als es nach einer gefühlten Ewigkeit - vergangen waren wohl so an die 15 Minuten - endlich passte, liess ich die Kugel fliegen.

Die Bache brach am Ort zusammen, zuckte und schlegelte kurz mit den Beinen.

Mit dem Wärmebild konnte ich dies, zittrig zwar, ohne vom Lichtblitz geblendet zu werden, wunderbar beobachten und war mir also gewiss, die Bache tödlich getroffen und gleich an Ort und Stelle gebunden zu haben.

Erleichterung, Freude, Demut, Staunen... die nachlassende Spannung im Körper... unglaublich, was alles im Moment nach dem erfolgreichem Schuss auf einen mental und körperlich einwirkt!

Nachdem mein Kamerad nach einigen Minuten mit dem Wagen hoch kam, gingen wir zusammen bedächtig zur liegenden Bache... leider verdeckt mein Kollege etwas die Linse, man sieht dennoch wie wir an das liegende Wildschwein herantreten.

Was für ein Gefühl an das erlegte Stück heran zu treten...

Mir kommen da auch unweigerlich die Worte von Ortega y Gasset in den Sinn:


"Man jagt nicht um zu töten, sondern man tötet, um gejagt zu haben."

Waidmannsheil