Caccia - Vom Welpen zum Jagdhund
„Was machst du eigentlich in den Sommerferien?“ Gretchenfrage im Lehrerzimmer, denn alle Lehrer lieben Abenteuer in den Ferien.
„Ooooch, ich bin zu Hause und im Revier.“
„Wieso denn das? Es sind doch Ferien!“
„Ich kriege einen Welpen.“
„Dann hast du VIER Hunde?“
Ich denke: Ja, aber das ist keine vierköpfige Hydra! und sage: „Ja“.
Offenbar wissen viele Menschen nicht, wie lustig es ist, wenn man ziemlich viel unterrichtsfreie Zeit hat, die man damit verbringen kann, mit
einem Welpen die Welt zu entdecken. Den letzten Welpen hatte ich im tiefsten Winter, bei -15 Grad war es wahrlich keine Freude dem Tier das Pieseln im Schnee beizubringen und
dauerte auch dementsprechend lang, aber im Sommer sieht das Ganze schon völlig anders aus.
Caccia steht jeden Tag mit dem Motto:
„Heute ist mein Lieblingstag!“
auf, was besonders frühes Aufstehen erleichtert. Sie fügt sich problemlos in unser Rudel ein, wobei schlagartig alle Hunde, auch unser Einzelprinzweimaraner, der wirklich gern noch geblödelt hat, wahnsinnig erwachsen und erzieherisch taten. Taten, wohlgemerkt, denn besonders meine Hündinnen Freya und Lotte können unterdessen hinreissend und stundenlang mit dem Welpi spielen, was ich irgendwann unterbinden musste und Caccia sehr schnell gelernt hat, dass in der Box geschlafen wird. Und zwar auch am Tag und immer mal wieder, was zwar Caccia zu Gute kommt, die alten Damen aber reichlich blöd finden.
Wir erleben jeden Tag genau die Abenteuer, die meine Kollegen in fremden Ländern suchen...
Wir treffen nachts auf Dachse, erleben junge Füchse, und erst das Spielen! Spielen mit einem Welpen lässt wenigstens mein Herz tanzen, wie lustig, lieb und wuselig die Kleine ist, ich bin jedes Mal völlig verzückt.
Sogar ein befreundeter Meutehundeführer, der den „schwulen Wiesenwachteln“ eher kritisch gegenübersteht, fand lobende Worte, als sich der kleine Wirbelwind recht problemlos und unbeeindruckt unter seine Heideterrier mischte. Das nenne ich mal Vorschusslorbeeren.
Natürlich fangen wir auch schon mit den ersten kleinen jagdlichen Dingen an, Reizangel, Futterschleppe und überhaupt mal einen Vogel herumtragen (in unserem Fall war es eine Taube), eine Wachtel - natürlich lebendig - anschauen, alles war schon dabei. Es ist schwierig, an diesem Teil des Textes nicht in Begeisterungsstürme auszubrechen, denn die Kleine macht ihren Job wirklich super. Sie schwimmt wie ein Fisch und lässt keine Gelegenheit aus das Leben zu erkunden. Meine alten Damen helfen ihr gerne dabei... Lotte zeigte ihr bereits die drei schönsten Plätze, um sich in Aas und Exkrementen zu wälzen, Freya brachte ihr die Freuden der Himbeerpflückerei bei.
Ich bin unglaublich gespannt, was noch alles auf uns zukommt... welche Abenteuer wir noch zusammen entdecken und bestehen werden.
Nun geht aber erst einmal auf zum Tierarzt... denn Ordnung muss sein.
Waidmannsheil!
(Die besten Fotos sind von Sabine Beimbauer)