Gedanken zur Adventszeit oder Biologie für Anfänger

Nun ist sie wieder da, die schöne Zeit, die auch das Jägerinnenherz höher schlagen lässt (und den Jäger im Haushalt verzweifeln lässt):

 

die Vorweihnachtszeit.

 

Sie dauert gefühlt vom Ende der Sommerferien bis zum Zeitpunkt vor Weihnachten, wenn die Osterhasen neben Weihnachtsguezliteig und Rollschinkli zum halben Preis im Regal stehen. 

Schöne Zeit deshalb, weil Dekoration für den Jägerhaushalt in Hülle und Fülle im Angebot ist!

Ich glaube, es gibt nichts, was es nicht mit Hirschsujets zu kaufen gibt.

Hirsche aus Stein, Holz, Polyresin, Plastik, Stoff, auf Tassen, Pfannen, BHs, Teigschabern (Gummischüfeli), Bettwäsche, Zahnpasta, Socken… Kissen und Decken mit Füchsen, Eichhörnchen, Hirschen...

das Angebot ist schier unbeschränkt.

Gepaart mit Landhausstil und Shabby Chic fühlt man sich der Natur gleich viel näher. Kürzlich sah ich auf Facebook, dass man jetzt auch Tannenzapfen aus China kaufen kann, im Netz, als Dekorhighlight. Doch das ist eine andere Story…

Hirsche! Alles, was ein Geweih auf dem Kopf hat, wird zum Hirsch. Alles, was kein Geweih auf dem Kopf hat, wird zum Reh.

Alles, was Tupfen hat, ist ein Kitz oder ein Bambi.

Kürzlich sah ich in einem Interieur-Prospekt eine Tierfamilie, genannt Hirsch, Reh und Kitz. Reh und Kitz sahen für mich aus wie Hirschkuh und Kalb. Man konnte die Tiere einzeln oder als ganze “Familie” bestellen.

Liebe Leute: DAS REH IST NICHT DIE FRAU VOM HIRSCH!!!!!

Zwei Tiere, der Stier stehend, die Kuh liegend, angepriesen als Paar: Hirsch und Reh. Im einen Angebot wurde das Paar sogar als “Brothers” angepriesen. Ich hab mich durch ein paar Kataloge gegoogelt: Hirschkuh und Kalb existieren nicht – Reh und Kitz tönt vielleicht romantischer? Das Kissen mit Damwild wird der Tupfen wegen zum “Kissen mit Rehkitz”. Die Decke mit dem stattlichen Elch wird zur Hirschdecke – das ist ja eigentlich schon richtig; der Elch gehört zu den Cerviden und ist der grösste Hirsch, aber in der Umgangssprache ist ein Hirsch nun mal ein Hirsch (Rotwild) und kein Elch und auch kein Rehbock.

Ah ja, Rehböcke als solches gibt es auch nicht zu kaufen in der Vorweihnachtszeit. Rehgehörn wird als Hirschgeweih angepriesen (als Lampenfuss, Kerzenständer, Kleiderhaken, etc) – das wäre ja faktisch auch korrekt, da ja auch das Reh zur Gattung der Hirsche gehört, Unterart Trughirsche, und sein Gehörn nur in der Jägersprache als Gehörn bezeichnet wird und eigentlich ein Geweih ist. 

Also wenn das Reh ein Hirsch ist, dann ist das Reh eigentlich schon die Frau vom Hirsch – aber es muss eben der richtige Hirsch sein, nämlich der Rehbock, ein Trughirsch. Aber nur, wenn das Reh eine Geiss und kein Bock ist, sonst wird's wieder kompliziert…

Fertig der Klugscheisserei!

Ich werde mich nicht mehr nerven, wenn ich in Katalogen und im Internet nach schöner Deko Ausschau halte – ich werde mit dem Auge zwinkern und schmunzeln! Und ich habe ja noch meine Abwurfstangen, Knochenteile, ausgebleichte Schädel, Zähne und was ich sonst noch zusammentrage und natürlich meine ganz persönlichen Trophäen, die jede für sich eine Geschichte erzählen. Und ich habe Tannenzapfen – aus dem heimischen Wald.

 

 

Gestern stolperte ich übrigens über eine ganz peinliche Geschichte:

In einer Broschüre unserer Tourismusorganisation (also eine Region in den Alpen, so mit Bergen, hohen Bergen und Wildtieren aller Art) fand ich ein Foto mit einem Steinbock.

Die Bildlegende: Eine Gämse schaut kurz vorbei.

No comment!

Ich wünsche euch eine humorvolle Vorweihnachtszeit und allen, die jetzt auf Drückjagden oder noch auf der Hirschjagd sind (Rotwild und Rehwild😊) Jägersgfehl und eine schöne, unfallfreie Jagd.