Caccia und Sidekicks

Caccia - vom Welpen zum Jagdhund

 

Wenn man schon einige Hunde gehabt hat, denkt man, dass einen nichts mehr erschüttern kann.

Bei der Hundeerziehung versuche ich mich einfach daran zu erinnern, dass ich von zu Hause aus mit einem guten Menschenverstand gesegnet wurde und viele der selbsternannten Facebookgötter auch nur mit Wasser kochen.

Garant für schlechte Laune sind Erziehungsfragen in Foren - oder auch: THAT escalated quickly!

Caccia jedenfalls zog ein und war von Tag Eins an ein Sonnenschein, der, wie jeder Welpe, nur punktuell Regentropfen hinterliess. Zur Freude des Eichenparketts, welches sich vorgenommen hat, ein neues Muster anzunehmen.

Muster: Pieselfleck... aber nicht mit mir!

Stolz darf ich nun verkünden:

Hund trocken, Parkett gerettet.

Falls es jemanden interessiert:

Das Geheimrezept steht bei grossen Discountern im Regal und heisst Essigessenz.

(Keine Werbung, selbst bezahlt, da habt ihrs, ihr Influenza!)

Aber das Tier sollte ja ein Jagdhund werden, wo ginge das besser, als mit unseren drei zuverlässigen Sidekicks, die sich alle zu meiner Freude bemutternd über den Welpen warfen und sich praktisch darin überschlugen ihr die grosse weite Welt zu zeigen.

Lotte, der Beagle, brachte Caccia bei, dass angetrockneter Kuhmist ein ganz hervorragender Snack ist.

Wirkt bei kleinen Hunden übrigens irgendwann abführend...

Freya, der Drahthaar, brachte ihr bei, dass Katzen das Feindbild eines jeden Hundes sind. Ein Traum, wenn die beiden im Duett der Hofkatze von gegenüber zujodeln.

Virto, der Weimaraner, brachte ihr bei, dass Zuckerüben, so man sie frisch aus der Erde reisst, wahnsinnig lecker sind. Sie hat ihn so lang so penetrant genervt, bis sie gemeinsam seine Rübe verspeisen konnten. Charakter hat sie.

Wirkt übrigens auch abführend...

Auch jagdlich wurde Cacciolita nicht verschont, jede sich bietende Möglichkeit haben wir genutzt, um den Wald und seine Bewohner kennenzulernen. Krähen, Füchse, Sauen, Rehe, Enten, Gams, Sika, Rotwild, Taube, Fasan... alles mögliche wurde gesucht, gefunden, gebeutelt, verbellt, getragen. Das Meiste frisch erlegt - ihr bleibt nichts anderes übrig, als ein Jagdhund zu werden.

Sie scheint einverstanden mit diesem Plan.

Kleinere und grössere Jagdabenteuer haben wir schon erlebt - warum sollte ich sie auch im Auto lassen?

Ich versuche wirklich nicht in Begeisterungsstürme auszubrechen, aber diese kleine Fräulein Fröhlich macht mir bis jetzt unheimlich viel Spass.

Sie ist offen, gelehrig, interessiert und ziemlich unerschrocken.

Wasser? Zum Schwimmen gemacht.

Wälder? Oooooooh!!!!!! Das muss ich mir anschauen.

Für sechs Monate ist das Selbstbewusstsein jedenfalls gross genug. Neben der jagdlichen Ausbildung begleitet mich Caccia in die Schule. Es ist ein hervorragender Ort, um Impulskontrolle und Ruhe zu lernen. Meine Schüler haben die strikte Anweisung den Hund komplett zu ignorieren, was sehr gut funktioniert und sie verschläft mittlerweile auch die lärmigsten Schulstunden unter meinem Pult. Mittags eine grössere Hunderunde mit Spiel und Spass im stadtnahen Wald und dann gibt es meist eine zweite Schulrunde. Manchmal fahren wir auch mit dem Bus in die Stadt, wenn es sich anbietet.

Ich brauche einen Hund, der mein Leben mitleben kann, keinen reinen Fachidioten.

Sie findet alles, aber wirklich alles, toll.

Dabei sein ist alles.

Nebst dem, das jeder Welpe für den neuen Besitzer natürlich der beste Wunderhund der Welt ist, habe ich noch nie einen so lustigen, immer fröhlichen Hund an der Leine gehabt. Meine beiden anderen Hündinnen sind auch offen und Frohnaturen, aber natürlich älter und abgeklärter.

Sie müssen nicht mehr jeden Morgen das lustige:

Wo ist der Fuss unter der Decke?-Spiel spielen.

Oder jeden Sonntag ein ausgiebiges Schlammbad nehmen.

Trotzdem ist das die Welt entdecken, mit jungen Hunden eine riesige Freude und ich freue mich jeden Tag auf Neue, dass ich diesen kleinen Wunderhund durchs Leben begleiten darf.

Waidmannsheil