© Story by Artemis
Oder vielleicht doch?!
Es gibt da diesen rüpeligen, leicht arschigen, etwas abgehoben wirkenden Hundetrainer auf Facebook. Ein alter Sack, von dem ja alle wissen, dass er Hunde gottlos verhaut und überhaupt ausschliesslich böse ist. Lange schon ist der auf meiner Blockier-Liste... Vollidiot.
Wenn ich aber eines über Onlinekontakt gelernt habe, dann, dass diese oft anders sind, als man meint.
„Der gibt da ein Seminar in der Nähe deiner Schwester, da kannst du doch bestimmt irgendwas drehen, komm! Wir gehen zusammen!“
Boah, ne... Den Rüpel, den mag ich gar nicht kennenlernen, der kann doch eh nix, aber wieder mal reisen mit meinem Zelt und meinen Hunden, wieder mal raus, dank Verwandtschaft in Deutschland für mich möglich. Frisch getestet darf ich für 72 Stunden einreisen (Verwandtschaft 2. Grades!). In der schier unendlichen Corona-Einöde ein Lichtblick.
Den vermeintlichen Vollpfosten da vorne würde ich sicherlich wegrationalisieren können.
Genug Mädels zum Lästern wären ja locker da.
So fand ich mich heute auf dem Seminar von Uwe Heiss wieder...
Und: There is a second chance for a first impression.
Schon beim Frühstück wars echt lustig mit dem in Würde ergrauten Herren... Spass bei Seite! Ich habe noch nie bei einer Vorlesung oder einem Vortrag so gespannt und interessiert zugehört wie heute. Anders, als es im Internet scheint , ist „der Heiss“ tatsächlich kein Rüpel (mehr, wie er selbst sagt), sondern jemand, der aus schnöder Lerntheorie einen unfassbar spannenden Tag zaubern konnte. Corona konform mit Masken in Ansitzsäcken mit Mindestabstand draussen in Campingstühlen plaziert, war es ein ungewöhnliches, aber nicht minder spannendes Seminar.
Ich bin keine „Profiausbilderin“, mit einer VGP bin ich blutigste Anfängerin, aber ich verstehe etwas von Lerntheorie, von Motivation und Zwang, von Pawlow und seiner Klingel. Uwe erreicht es auf amüsant lehrreiche Art diese Grundsätze der Theorie in modernes, funktional orientiertes Hundetraining einzubinden und die schnöde Theorie für den Ottonormalhundeführer greifbar zu machen. Der Blick eines Praktikers mit jahrelanger Erfahrung, mit dem ehrlichen Eingeständnis, dass manche Methoden der Jagdhundeausbildung beiden Seiten Bauchschmerzen machen und dass es viel schöner ist, einem Welpen die Welt zu zeigen und sie ihm verständlich zu machen, als ihn in die Passivität zu verdammen.
Hätte mich gestern jemand um diese Zeit gefragt, was ich von diesem Seminar erwarte, dann wäre die Antwort sicher nicht gewesen: „Einen Haufen neue Ideen und Kopfschmerzen vor lauter supergutem Input.“
Ich bedanke mich sehr für diesen Einblick in das wirklich eindrucksvolle Wissen von dir, Uwe.
Es ist fast sicher, dass ich zum Wiederholungstäter werde, denn heute war es einfach zu kalt, um mitzuschreiben und das ist das Einzige, was ich heute zutiefst bereue.