Neues aus dem Jägerhaushalt
Manchmal bin ich ein spontaner Mensch, auf der Homepage des Verbandes KlM International war die „Internationale Münsterländer Prüfung“ ausgeschrieben, ich hab die Prüfungsordnung grob überflogen und mich angemeldet.
Die IMP wird in zwei verschiedenen Varianten verabstaltet, A, was eine VGP angelehnt ist und B, die der HZP folgt. Trotzdem hat die IMP ihre Eigenheiten. Ich meldete die A Variante.
Jedenfalls würde diese Prüfung in Dänemark stattfinden, 1350km einfach. Dank meiner Schulleitung durfte ich den Weg antreten. Ich hatte beim besten Willen keine Vorstellung, was uns erwarten würde und war dementsprechend nervös. Im Hotel, das auch das Suchen-Lokal war, wurde ich herzlichst Willkommen geheissen. Ich war überwältigt, nun aber noch nervöser, was, wenn wir uns blamieren?
Am folgenden Tag durften wir unsere Hunde in der Zuchtschau bewerten lassen, da war von vornherein klar, dass der für mich aller schönste Münsterländer, objektiv einfach nicht dem Standard entspricht. Zu kurz im Haar, etwas lang gebaut, aber wenn ich mein „meine allerliebste Cacci“ Herz kurz abschalte, dann war das völlig klar. Die Zuchtrichterinnen haben einen in meinen Augen exzellente Bewertungen abgegeben, denen ich vollumfänglich zustimmen konnte. Und beide würden meine Richterinnen sein. Ein gutes Gefühl, wenn man schon weiss, dass jemand unvoreingenommen und fair richtet. (SG/G wen es interessiert)
Die Nacht war.... interessant... ich war so aufgeregt, aber Cacci, meine coole Socke hat fest geschlafen. Erstes Fach: Schweiss. Ich hatte die Übernachtfährte angekreuzt und fürchtete mich dann doch etwas vor der eigenen Courage. Die ersten 150m liefen aber perfekt, Caccia liebt „Rätsel lösen“, dann ging leider ein Hase über die Fährte und das Lütt startete kurz durch, Hasen UND Schweiss, richtig coole Kombi. Fanden die Richter nicht, ein Abruf. Zwei Minuten ins Down konnte mein Clown etwas runterfahren und sie brachte mich sicher zum Stück. Die dänische Revierführerin war mehrfach Landesmeisterin im Schweiss und lobte, wie das deutsch-dänische Richterteam auch, unsere dennoch schöne Arbeit. Der erste Brocken fiel vom Herzchen und Cacci war „on fire“.
Es folgte „Feld“.... mit dem Ergänzungsfach „Vorstehen, schiessen, apportieren von Federwild“. Jo. Selten bisher so gemacht. Wir durften in einem Sahnestück von Revier suchen, die Richter nahmen sich sehr zurück und liessen die deutschen und dänischen Teams arbeiten.
Die Unterschiede hätten grösser nicht sein können, brauchen die Dänen weite Suchen, waren die deutschen Hunde dagegen sehr viel kürzer, werden unsere Hunde mit Nasenwind angesetzt, arbeiten die Dänen in den Prüfungen grundsätzlich nur mit Rückenwind.
Cacci drehte auf, zündete den Turbo und dann flogen wir, flog sie. Mit wenigen Handzeichen ohne Pfeife, unter der Flinte suchte mein Zauberzwerg. Ich habe keine Worte für diese unglaubliche Hündin, mein Kämpferherz, sie arbeitete für mich, uns. Die Richter hatte ich völlig vergessen, es war nur noch Spass. Und dann zog sie an. Straight to the point. Vertrauenslos, ich Depp, trillerte ich sie ins Down. Ich konnte die Enttäuschung in den Augen unseres Revierführers sehen. „Next time you HAVE to let her work the point! She will be fine!“.
Kurz darauf zog sie an...und ich liess sie einfach machen, Herzklopfen, sie stand, zog nach, stand, zog nach, warf den Fasan aus dem Feld, blieb stehen, der Schütze schoss den Fasan. „APPORT!“ ich war unsicher, ob sie das neben meinem Paukenschlagherzschlag hören konnte, tat sie und brachte fein und gehorsam den Fasan.
Oh! Mein! Gott! Danach konnten vor allen Hunden Fasane erlegt werden, es war ein Traum.
Voll auf Adrenalin vom letzten Tag, starteten wir am folgenden Morgen die Waldarbeit mit dem Standtreiben. Sämtliche Hundeführer der B Gruppe und zwei Schützen waren Treiber, dazu noch einige Zuschauer. Kein Risiko, Leine dran, Hund ins Down. Alles gut. Bestehen war mein Ziel. Dann allerdings auf nun gefühlt 795 mussten wir mit den weiteren Gehorsamsfächern weitermachen, frei bei Fuss mit einem braun-weissen Pulverfass. Ablegen, Schuss, war dann kein Problem, Fuss an der Leine war fein, buschieren (ENDLICH!) nahm die höchsten Spitzen meines Pulverfässchens dann endgültig runter.
Dann folgte die Führerkatastrophe...sorry, Zauberhund, ich hätte bei der Karnickelverlorensuche nicht reden sollen, ich Horst. Dafür hattest du kurz vergessen, dass Füchse dein Lieblingswild sind. Bei der Wasserarbeit waren wir aber wieder voll auf einem Stück.... bis du beim Zurückschwimmen eine minim kleine Ente im Fang hattest. „Scheisse! Die hat die Ente gefressen!“ hatte ich sofort im Kopf, schnell hin, abgenommen, Ente gecheckt, aber die Ente war ganz. Die Dänen lieben Krickenten....
Verlorensuche wolltest du mir erst nicht glauben, dass ich dich richtig geschickt hatte und hast erstmal noch fix gecheckt, ob da, wo der Schuss hinging, nicht doch noch ne Ente versteckt war. Ich weiss, meine Nasenleistung ist mies, aber in dem Fall hatte ich nen klaren Wissensvorsprung.
Stöbern im Wald war innert gefühlt drei Minuten um. Der kleine Flummi checkte alle Richter auf verstecktes Schleppwild ab, kam etwas traurig zurück und das wars.
Mein Zwerg. Mein Minimädchen. Da packt sie einfach mal das grosse Kämpferherz aus und trägt uns durch so eine Prüfung.
Tusen Tack an die dänischen Gastgeber, es war irre!
So tolle Reviere, so viel Klönschnack, so viel Einblicke in die dänische Jägerwelt...
Danke an die mutigen Organisatoren. Danke an alle Richter, besonders an „meine“ drei. Sollte ich jemals selbst richten, seid ihr meine Vorbilder. Fair, ehrlich, stets den Hund im Fokus und immer ein nettes Wort auf den Lippen.
Waidmannsdank 🌿
Wir durften den 2. Rang belegen (wenn ich mich nicht irre) und trotz des Abrufs erhielten wir den Sonderpreis für die beste Schweissarbeit.
An dieser Stelle tausend Dank an Anne Schuck, die uns in der Vorbereitung auf diese Prüfungssaison mit Rat und Tat zur Seite stand. Du hast immer an uns geglaubt und mir so viel Mut gemacht, mich von hohen Ross geholt, aufgebaut. Danke! Du bist eine einmalige Trainerin ❤️ Was machen wir kommendes Jahr?