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in loser Folge


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Sonderjagd 2023

Seit 2017 begleitet Alex Ochsner seinen ehemaligen Schulfreund auf der Jagd. Die jeweils mehrtägigen Einblicke in das jahrtausendealte
Handwerk ermöglichen es dem Fotografen eine nahe und persönliche Sicht auf diese oft verschlossene Welt zu generieren.

Mit einigen Bildern hat Alex Ochsner bereits Fotografiepreise in Fotomagazinen gewonnen. Zum bisherigen Höhepunkt dieser Jagdserien gehört die Ausstellung «Auf Pirsch - Vom Handwerk der Jagd» des
Alpinen Museums in Bern.

In diesem Booklet werden Bilder präsentiert, welche während der letzten Sonderjagd in Graubünden entstanden sind.

 

Die abgebildeten Personen bitten um Anonymisierung. Bei Interesse bestimmter Bilder muss  das Einverständnis der Abgebildeten eingeholt werden.

 

Der Fotograf geniesst ein grosses Vertrauen dieser Jäger und bittet um Verständnis und einen sorgfältigen Umgang mit diesen Bildern der Jagdreportagen.

 

Link zum Booklet: https://alexochsner.ch/focused.   d


Jagdhorn Matinee Oberhelfenschwil, 29.10.2023

Der über die Region hinaus bekannte Vollblutmusiker, Autor, Theologe und Jäger Dänu Wisler organisierte am Sonntag, 29. Oktober in der Kirche Oberhelfenschwil zusammen mit den Jagdhornbläsern Hubertus St. Gallen eine Jagdhorn Matinee.

 

Im Anschluss an die Begrüssungsworte erklärte Dänu Wisler seine Beweggründe für eine Jagdhorn Matinee wie folgt:

„Der eine oder andere mag sich gefragt haben, was die Kirche mit der Jagd zu tun hat. Ich glaube sehr viel. Ich habe festgestellt, dass viele Jäger tiefgründige Menschen sind, manche gar mit einem ausgeprägten Hang zum Philosophischen. Ein Verwandter von mir, Jäger aus Leidenschaft und heute ein alter Mann, hat es einmal so ausgedrückt: Wenn ich zwei oder drei Stunden, ganz ruhig und ohne Ablenkung, irgendwo im Wald bei einer Tanne stehe, gehen mir Dinge durch den Kopf, für die ich sonst keine Zeit habe.


Der Jäger setzt sich regelmässig dem aus, was heute ein rares Gut ist und viele Menschen gar nicht mehr so richtig kennen: der Stille. Der Jäger beschäftigt sich mit dem Tod, weil er oft über Leben und Tod entscheidet. Der Jäger verbringt viel Zeit in der freien Natur, beobachtet im Frühling das Werden und im Herbst das Vergehen. Der Jäger begibt sich also nicht nur auf die Fährte von Wildtieren, sondern auch auf die Fährte der elementaren Fragen des Lebens und ich meine, das ist eine wesentliche Gemeinsamkeit mit der Kirche.

Wir werden in dieser Matinee in drei Bereiche der Jagd Einblick bekommen: Das Handwerk des Jägers, Einsichten eines Jägers und natürlich das Brauchtum der Jäger.

Zur Jagdhornmusik. Die Hörner hatten früher eine wichtige Funktion als Kommunikationsalso Verständigungsmittel. Im Mittelalter verwendeten Bäcker, Metzger und Hirten, Nachtwächter und Feuerwärter Signalhörner. Unsere heutige Jagdhornmusik hat sich auf diesem Hintergrund entwickelt und sie ist eine Verschmelzung von zwei unterschiedlichen Traditionen: der französischen und der deutsch-preussischen Tradition.

Sie sehen diese grossen Hörner, die sogenannten Parforce Hörner. Ihre Wurzeln finden wir im Frankreich des 17.Jahrhunderts, in der Zeit als Könige wie Louis XIV zum Vergnügen der Oberschicht Prunkjagden mit Hunden, Pferden und Musik veranstalteten. Im 18.Jahrhundert fanden diese Jagdhörner Eingang in die Kunstmusik. Jagd-Symphonien wurden komponiert. Eine davon im Jahr 1756, die «Sinfonia da Caccia in G-Major» von Johann Georg Leopold Mozart, dem Vater von Wolfgang Amadeus.

Sie sehen hier auch die kleinen, die Fürst Bless Hörner. Ihre Wurzeln finden wir in Preussen, genaugenommen in der preussischen Militärmusik. Dank diesen Signalhörnern war es möglich, in der Hitze des Gefechts gut hörbare Kommandos zu übermitteln. Die deutsch-preussische Jagdmusik hat sich im 19.Jahrhundert im Zusammenhang mit den kaiserlichen Hofjagden entwickelt. So wie im Militär, konnte mit diesen Signalhörnern Kommandos an die Treiber oder Schützen weitergegeben werden. Teilweise wurden die Signale direkt vom Militär übernommen. So wurde zum Beispiel aus dem «leichten Infanterieruf» das heute noch verwendete «Aufbruch zur Jagd».

Ein wichtiger Name aus dieser Zeit ist Hans Heinrich XI. Fürst von Pless (1833-1907). Er amtierte am kaiserlichen Hof als Oberstjägermeister und leistete einen wichtigen Beitrag bei der Entwicklung der Jagdhornmusik. Die kleinen Signalhörner, die sogenannten «Fürst Pless Hörner» gehen auf ihn zurück und sind nach ihm benannt.
 
Der Programmablauf der heutigen Matinee ist wie folgt: eingebettet in Musik sind Wortbeiträge vorgesehen, ein Interview mit Oskar Trunz über das Handwerk des Jägers, eine Besinnung von Pfarrer Markus Anker über die Einsichten eines Jägers und ein Gebet.“

 

Die von den Jagdhornbläsern Hubertus, unter der Leitung von Erwin Müller eindrücklich vorgetragenen Stücke wie: „Jagdruf“, „Gloria“, „Appenzeller Jagdbläser Choral“, „Vater Unser“, „Des Jägers Morgenandacht“ und „Auf Wiedersehen“ haben dem Anlass einen würdigen Rahmen verliehen. Als Zugabe erfolgte das „Amazing Grace“. Begleitet wurden einige Stücke von Mathilde Gerber an der Orgel sowie den beiden Trompeten-Solisten Dominik Würth und Emil Wick.

Im Interview von Dänu Wisler mit Oskar Trunz erhielten die Besucher einen Einblick in das lange Jägerleben des Interviewten. Nachstehend einige Antworten auf die Fragen von Dänu Wisler an Oskar Trunz:

DW Als ich zum ersten Mal die Blockhütte beim Jagdschiessstand Erlenholz betrat, ist mir ein Spruch an der Wand aufgefallen: «Ich bin schon oft mit leeren Händen von der Jagd zurückgekehrt, aber nie mit einem leeren Herzen.» Später habe ich herausgefunden, dass dieser Spruch von dir stammt. Was meinst du damit?

OT Das kann ich ganz einfach erklären: Während meines doch schon langen Jägerlebens war ich unzählige Male im Revier, in der Regel alleine, meistens jedoch in Begleitung meines Jagdhundes. Manchmal während der Jagdzeit bin ich mit Erfolg, also mit Beute nach Hause gekehrt. Meistens verliefen meine Reviergänge jedoch ohne dass ich ein Wildtier der Wildbahn entnehmen konnte, also ohne Beute. Im Herzen habe ich jedoch immer etwas nach Hause gebracht; sei es eine Begegnung oder Beobachtung eines oder mehrerer Wildtiere, eine Begegnung mit einem Menschen, welcher im Wald Erholung suchte oder ein gutes Gespräch mit einem Landwirt oder einem Förster. Und, wenn ich niemandem begegnet bin, erfreute ich mich der wunderbaren Natur und der Tatsache, ein freier Mensch und Jäger in unserem wunderschönen Land sein zu dürfen, ein Jäger mit der Waffe, aber immer mehr auch ein Jäger mit der Kamera. Deshalb mein Leitsatz: «Ich bin schon oft mit leeren Händen von der Jagd zurückgekehrt, aber nie mit einem leeren Herzen.»

DW Kürzlich habe ich einen Artikel gelesen mit dem Titel «Jagd ist praktizierter Naturschutz». Kritiker dagegen behaupten, Jagen sei sinnloses Töten von Tieren. Was ist die Jagd für dich?
OT Jagd ist für mich eine Leidenschaft und eine Berufung, aber auch eine Aufgabe im Interesse der Öffentlichkeit. In unserer Kulturlandschaft braucht es eine Regulierung der Wildbestände. Hier gibt es keine vernünftige Alternative zur Jagd. Jagd ist für mich auch «Die Natur erleben und sie zu verstehen».

DW: Eine Aufgabe, die von den Jägern wahrgenommen wird, ist die Rehkitzrettung. Die Setzzeit der Rehe ist von Mitte Mai bis Mitte Juni. In dieser Zeit bist auch du oft unterwegs. Was machst du genau? Wie läuft so eine Rehkitzrettung konkret ab?

OT Während der Zeit, in welcher die Rehgeissen ihre Kitze setzen, bin ich jeden Morgen, an denen die Bauern das Heuund das Ökogras mähen mit meinem Kitzretter-Team von morgens vier bis ca. acht Uhr unterwegs. Am Vorabend informieren mich die Bauern, welche Felder sie am anderen Morgen mähen werden. Mit meinem Team und der Drohne mit der Wärmebildkamera können wir die in der Wiese befindlichen Kitze sehr gut orten und unter einem mit einer Fahne markierten Harass in Sicherheit bringen. In der Folge informieren wir den Landwirt über das Vorhandensein eines oder mehrere Kitze. Nach dem Mähen werden die Kitze wieder frei gelassen, wo sie dann umgehend von der Rehgeiss abgeholt werden. Im vergangenen Sommer haben wir in unserem Revier 12 Kitze und in den vergangenen 5 Jahren, seit wir Kitze mit Hilfe der Drohne retten, über 80 Kitze gerettet. Im Kanton St. Gallen wurden in diesem Jahr gemäss der Erhebung bei den Jagdrevieren 600 Kitze mit der Drohne und Wärmebildkamera gerettet. Der gesamte organisatorische und zeitliche Aufwand wird durch die Jägerschaft ehrenamtlich erbracht. In diesem Jahr wurden durch die Jägerschaft im Kanton St. Gallen ca. 5'400 Stunden aufgewendet.

DW Es gibt kritische Stimmen, die behaupten, die Jäger retten die Kitze nur, damit sie sie dann im Herbst abknallen können. Ist das so?

OT Die Jäger sehen die Kitze lieber, wenn sie in ihrem Lebensraum natürlich aufwachsen können, als wenn sie von den immer grösseren und schnelleren Maschinen als Kitze vermäht werden und dabei elendiglich zu Grunde gehen. Zudem besteht bei Kadavern im Heugras, insbesondere bei der Verfütterung mittels Siloballen, die Gefahr von Botulismus, wobei die Nervengifte zum Tode ganzer Viehund Schafbestände führen können. Kitzrettung ist auch Tierschutz und somit auch im Interesse der Landwirtschaft. Dass wir sie irgendwann als natürliche Ressource der Natur nutzen, mag durchaus zutreffen.

Die viel beachteten, nachstehend aufgeführten Ausführungen von Pfarrer und Jäger Markus Anker wurden von den zahlreichen Besuchern mit grossem Interesse zur Kenntnis genommen.

„Ich will euch mitnehmen auf die Jagd, auf den Ansitz. Schön ist es auf der Kanzel in die Welt zu schauen. Der Blick geht über Land, Berge, Flüsse, Wälder. Sonne, Wind und Wetter und Wolken ziehen am Himmel. Und auf der Erde sieht man Menschen und Tiere bei ihrem Tagwerk.

Es gibt Leute, die finden: Pfarrer sein und Jäger sein, das geht nicht zusammen. Ich finde, das passt sehr gut zusammen. Da ist nur schon der gemeinsame Arbeitsplatz des Pfarrers und des Jägers: Die Kanzel. Auf der Kanzel kommt man ins Sinnieren. Zugleich zeigen sich da die Grenzen der Gemeinsamkeiten. Auf der jagdlichen Kanzel kann ich sehr gut pastorale Gedanken hegen. Auf der Kanzel in der Kirche jagdliche Ziele verfolgen, das wäre wohl eher unpassend und nicht erfolgversprechend.

Auf der Kanzel kommt man ins Sinnieren. Man hat Abstand, und zugleich betrachtet man die Dinge aus der Nähe. Man beobachtet die Tiere und lernt vieles über die Menschen. Man sieht die Abläufe in der Natur im Jahreskreis, man sieht den Kreislauf von Werden, Wachsen, Reifen und Vergehen bei Pflanzen, bei Tieren und beim Menschen. Vor Jahren, bei der Vorbereitung auf die Jägerprüfung, konnte ich zum Verhalten der Steinböcke lesen:
«Die alten Böcke kompensieren die abnehmenden Kräfte mit zunehmendem Imponiergehabe.» Sowas hilft, wenn man in Kommissionen, in der Politik und in Verwaltungsräten arbeitet. Inzwischen bin ich selber kein Jungtier mehr – aber bei mir ist es natürlich ganz anders.

Man sieht Naturvorgänge. Aber man sieht sie nicht als unbeteiligter Zuschauer. Mit der Zeit, mit den Jahren, merkt man, dass man selber Teil dieses Kreislaufes ist. Es gibt kaum einen Jäger, der beim Blick ins Tierleben nicht ins Nachdenken kommt über das eigene Leben. Man sieht fremdes Leben und erhält Einblick ins eigene Leben. Wenn es gut kommt, versteht man sein Leben besser, man lernt. Eine dieser Lehren möchte ich mit euch teilen.

Ich habe vorhergesagt, dass man beim Blick ins Tierleben Einblick hat ins eigene Leben. Teil meines Jagdverhaltens ist es, das Verhalten des Tiers zu kennen. Man identifiziert sich mit den Tieren. Wo würde ich hingehen als Rehbock, in dieser Jahreszeit, dieser Tageszeit, bei diesem Wetter? Welche Wege würde ich nehmen, wenn ich an seiner Stelle unterwegs wäre im Wald. Der Jäger versetzt sich ins Verhalten des Bocks, der Geiss, des Hirschs, der Gams. Manchmal geht es auf: Man findet im Wald die Fährten, die Spuren dort, wo man es vermutet. Die Tiere tauchen zu dem Zeitpunkt auf, wann man es erwartet. Häufig, sehr häufig ist es aber auch anders: Man denkt, hier und heute muss der Bock auftauchen, es passt alles: die Windrichtung, die Äsung, der Lichtstand, keine Störung. Doch er kümmert sich nicht um meine Überlegungen. Er taucht nicht auf. Er geht seinen Weg.

Wildtiere sind wilde Tiere. Sie sind ungezähmt. Sie sind wild auch in dem Sinne, dass ihr Verhalten unkalkulierbar ist. Immer wieder erlebt man Überraschungen. Sie sind wild auch in dem Sinne, dass sie – bei aller Nähe und aller Verbundenheit, die der Jäger für das Wild empfindet, fremd bleiben.

Das macht es für die Tiere nicht einfach, gerade hier bei uns. Wir haben eine sehr grosse Offenheit, Freundlichkeit für Wildtiere. Aber nur, solange die Natur und die Tiere sich so verhalten, wie wir es wünschen und erwarten. Wir denken in fixen Zonen, Zeiten und Grenzen: Hier Kultur, Menschenwelt, dort Natur, Tierwelt. Hier Stadt, hier Nationalpark. Wehe, die Tiere respektieren diese Grenzen nicht. Wir lieben den Biber, aber wehe, er fällt die Bäume dort, wo wir es nicht wollen. Wir lieben den Wolf, doch eigentlich wäre es uns am liebsten, er wäre Vegetarier. Wir lieben die Natur, aber nur so und genau so, wie wir sie haben wollen.


Wenn man jagt, wird man immer mal wieder mit dem Begriff Wildtiermanagement konfrontiert. Ein Begriff, der voller Widersprüchlichkeit ist. Und in dieser Widersprüchlichkeit ist alles gesagt: Man stellt sich Wildtiere als etwas vor, was gemanagt, gelenkt, gesteuert werden kann. Wildtiere sollen einer Strategie folgen und sie werden einem Controlling unterzogen. Bloss, die Wildtiere kümmern sich nicht darum. Sie tun das, was sie nicht tun sollen: Sie entwickeln Rudel, wo man sagt, dass es da kein Rudel geben kann. Sie schlagen Wege ein von einem Lebensraum zum andern, wo man sagt, da sollte es keinen Wildkorridor geben.
Vielleicht ist es das, was ich so faszinierend finde an den Tieren: Dass es in unserem überkontrollierten Land Lebewesen gibt, die keine Zonenordnung kennen. Die sich nicht managen lassen. Sie gehen ihren Weg. Sie leben ihr Leben, wie es ihren Instinkten entspricht. Sie zahlen einen Preis dafür, aber sie können nicht anders. Sie sind wild und ungezähmt.

Der Mensch ist kein Wildtier. Ich finde nicht, dass wir unser Leben instinktgesteuert leben können, leben sollen. Und doch kann ich beim Blick ins Leben der Tiere etwas lernen: Nicht immer berechenbar sein, sondern auch mal meinen eigenen Weg gehen. Nicht immer handzahm sein, sondern auch mal unangepasst. Nicht immer ein Schosshündchen sein, sondern auch mal ein Wildtier: Verspielt wie ein Gamskitz. Souverän, unabhängig und unbeirrbar seinen Weg gehen wie der Hirsch. Über den Dingen stehen wie der Steinbock. Seine Kreise ziehen wie der Adler.

Das alles also sehe ich, wenn ich auf der Kanzel bin. Eigentlich wollte ich ja jagen, doch ich bin etwas abgeschweift. Mein Blick geht in die Ferne, er geht in die Tiefe. Er geht über Werden und über Vergehen. Ich bin ganz da und zugleich nicht da. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass immer mal wieder, während ich so sinniere, ein Prachtsbock, ein Keiler, ja vielleicht sogar ein ganzes RotwildRudel vorbeigezogen ist und ich habe es nicht mal gemerkt.


Die Tiere werden sich gewundert haben. Sollen sie nur. Es kommt ein neuer Tag, ein neuer Anblick. Und dann, dann kann es anders ausgehen“.

Begleitet von Stücken aus dem grossen Repertoire der Jagdhornbläser Hubertus wurde im Anschluss den Besuchern ein jagdlicher Apéro mit verschiedenen Wildspezialitäten und Wildwürsten vom Grill aus der Wildmetzgerei von Peter und Claudia Jud offeriert.

 

Drückjagd Organisation Optimierung

Drückjagd: viele Fragen, aber eine entscheidende wird nicht gestellt!

 

Als erfahrener Drückjagdschütze bekomme ich immer sehr viele Einladungen. Das für mich Interessante dabei sind die Fragen. Da wird zum Teil gefragt, ob der Hund gegen das bolivianische Fleckfieber geimpft ist oder ob man auf dem Jagdhorn das Signal „Wüstenspringmaus tot“ pfeifen kann. Spaß beiseite. Die meisten Fragen sind durchaus sinnvoll. So zum Beispiel, ob der Hund kurz jagt, ob ein GPS gestellt werden soll oder ob der Hund im Treiben mitgeht oder vom Stand geschnallt wird.  

 Story by "Dude"

Seit Jahren vermisse ich jedoch eine kleine, dabei aber sehr wichtige Frage: 

 

Mit WELCHEM ZF wird der Schütze an der Drückjagd teilnehmen?

 

z.B. Kimme/Korn, Reflexvisier wie z.B. Docter Sight, Drückjagdglas, variables Glas wie z.B. 3-12x56 oder starres Glas wie z.B. 8x56

 

Hintergrund: Nach gründlicher Recherche fand ich heraus, dass nur 17% der Jäger auf den Drückjagden eine Drückjagdoptik oder ein Reflexvisier benutzen. Der große Rest verwendet variable Gläser wie z.B. 2,5-10x50 oder 3-12x56. Ein Drückjagdglas macht aus einem Jäger nicht sofort einen besseren Drückjagdschützen, aber wenn der Veranstalter von Anfang an weiß, welcher Jäger welche Optik verwendet, dann kann er die Jäger dementsprechend besser bzw. optimaler positionieren. Erst kürzlich saß ich auf einer Drückjagd mit meinem 1-6x24 Drückjagdglas auf einer 6 Meter hohen Kanzel am Wald/Feldrand während mein Jagdfreund mit einem 3-12x56 einen Bodenstand mitten zwischen zwei Dickungen hatte. Finde den Fehler! 

 

Aber nicht nur die Position bzw. Schussentfernung gilt es zu bedenken sondern auch die Ansitzeinrichtung selbst. Letztes Jahr war ich mit meinem 1-6x24 Drückjagdglas zwar mitten im Wald gesessen, aber wieder mal auf einer 6 Meter hohen Kanzel mit 3 kleinen Schießlöchern, während ein anderer Jäger mit einem 3-12x56 Glas ein paar Meter weiter auf einem Drückjagdbock stand und hoffnungslos überfordert war, wenn Reh oder Sau auch nur ein wenig in Bewegung war.

 

Ich denke dass mit der  kleinen Zusatzfrage: „Mit welchem Glas werden Sie an unserer Jagd teilnehmen?“ jeder Veranstalter seine Jäger deutlich optimaler positionieren kann und somit auch der Streckenerfolg dadurch gesteigert wird.

 

Zu guter Letzt möchte ich noch auf ein paar Vor-/Nachteile der jeweiligen Optiken eingehen. Meine Gedanken haben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Nur die aus meiner Sicht wichtigsten Punkte werden hier genannt. Ich gehe auch nur auf die 3 wichtigsten Gläsertypen ein. Über die Verwendung eines starren 8x56 Glases auf einer Drückjagd brauche ich wohl kaum ein Wort zu verlieren, obwohl ich dieses Glas auch bereits auf Drückjagden gesehen habe. Natürlich kann man mit einem Traktor auch bei einem Formel-1-Rennen starten. Wahrscheinlich kommt man auch ins Ziel. Aber über die Sinnhaftigkeit brauchen wir nicht zu philosophieren.

 

Glas Nr. 1 (Bild 1): Variables Standardglas

 

Fangen wir deshalb mit dem meist verwendeten Glas auf einer Drückjagd an. Dem berühmten „Arbeitspferd“ 3-12x56. Bis zur Jahrtausendwende war dieses Glas das Maß aller Dinge und auch ich fing damit an. Wie bei jedem Allround-Gerät kann es alles, aber bei speziellen Fällen offenbaren sich Defizite. In den meisten Fällen kneift der Schütze das linke Auge zu (wir gehen von einem Rechtsschützen mit rechtsdominantem Auge aus). Dies tut er meist auch bei 3facher Vergrößerung. Er nimmt sich damit selbst jedoch sehr viel Sichtfeld/Überblick weg. Und wenn die berühmte Sau 10 Meter am Stand vorbei rennt, dann sieht man selbst bei 3facher Vergrößerung im wahrsten Sinne des Wortes schwarz.

 

Fazit: Wenn man nur wenige Drückjagden im Jahr hat, dann kann man damit arbeiten, aber wenn man im Bereich von einer zweistelligen Anzahl von Drückjagden ist, dann sollte man sich dringend überlegen ob  man nicht zu Glas 2 oder zu Glas 3 greift.

 

Glas Nr.2 (Bild 2): Das Reflexvisier

 

Mein zweites Glas war dann ein Reflexvisier. Das Reflexvisier hat den riesengroßen Vorteil, dass man bequem mit beiden offenen Augen schießen kann. Somit hat man deutlich mehr Überblick und durch diesen kann man auch nähere und schnellere Ziele erlegen. Aber es hat auch Nachteile, vor allem für die Generation Ü50. Mein erstes Reflexvisier war ein Aimepoint mit einem 4-MOA-Punkt. Heutzutage gibt es 2-MOA-Punkte (nur halb so groß), aber damals war 4-MOA Standard. Rein rechnerisch deckt ein 4-MOA-Punkt „nur“ ca. 12cm vom Ziel auf 100m ab. Die Praxis zeigt aber, dass es doch mehr ist. Und vor allem wenn man die Lichtstärke des Rotpunktes sehr hoch dreht, da die Sonne oftmals stark scheint und zusätzlich der Schnee reflektiert. In diesem Falle verdeckt der Rotpunkt bei einem Reh auf 100m gefühlt den gesamten Brustkorb bzw. Zielbereich.

 

Auf Bild 2 ist eine Interessante Kombination zu sehen. Ein Docter Sight (siehe schwarzer Pfeil) auf einem variablen ZF. Dies war anfangs nur als Notlösung gedacht, stellte sich aber als durchaus praktikabel heraus. Man sollte aber evtl. einen verstellbaren Schaftrücken (siehe roter Pfeil) nachträglich anbringen lassen so wie in dem gezeigten Bild-Beispiel. Ohne den verstellbaren Schaftrücken musste ich mein Kinn exakt auf die obere Kante des Schaftrückens platzieren. In dieser (ungewohnten) Position schaute ich aber perfekt durch das Docter Sight. Da diese Position für den durchschnittlichen Jäger sehr ungewohnt ist, muss dies in besonders starkem Maße trainiert werden. Und damit meine ich mehr als den einmalig obligatorischen Schießkinobesuch im Herbst.

 

Leider unterliegen auch die Augen des Jägers einem degenerativen Prozess. So stellte ich fest, dass es für den Ü50 Jäger eine noch bessere Alternative gibt, nämlich Glas Nr. 3.

Glas Nr.3 (Bild 3): Das Drückjagdglas

 

Das klassische Drückjagdglas. Vor allem die Ü50 Generation wird es zu schätzen wissen. Manchmal sieht man ein Reh in einer Dickung verschwinden wo es dann stehen bleibt. Man weiß genau wo das Reh steht, aber man sieht es nicht mehr. Durch die Vergrößerung habe ich in diesem Fall so manches Reh „wieder entdeckt“ und somit erlegt. Natürlich verbietet es sich, quer durchs Gebüsch zu schießen, aber gerade bei Dickungen in gegenüberliegenden Hanglagen ergab sich dann doch ein freies Schussfeld. Ich gebe zu, dass dies nicht sehr oft vorkommt, aber wenn es vorkommt, hat man dann doch die Chance zum Schuss zu kommen.

 

Nachteile der Drückjagdoptiken ist zum einem der Preis. Eine Top-Drückjagdoptik beginnt meist erst bei 1.600 Euro. Ob sich dies bei 3 Drückjagden im Jahr lohnt muss jeder selbst für sich entscheiden. Ein weiterer Nachteil ist die Tatsache, dass, wenn das Drückjagdglas auf einer niedrigen Montage montiert wird, der Schalldämpfer gefühlt das halbe untere Sehfeld bei einfacher bzw. bei null Vergrößerung verdeckt. Dies ist vor allem anfangs sehr störend, wenn man das Gefühl hat, dass man nur Schalldämpfer sieht. Diesen Nachteil hat man natürlich auch bei einem niedrig montierten Reflexvisier.

 

Wichtig: Das wichtigste ist und bleibt aber das Training. Mir persönlich ist ein Drückjagdschütze mit einem 3-12x56 mit 10 Schießkinobesuchen lieber, als ein Schütze mit einem Drückjagdglas, der meint, dass einmal trainieren ausreicht, da er ja so ein tolles Glas hat.

 

Waidmannsheil

Euer Dude

 

Über den Autor: Der Autor Dude jagt seit 1995. Er wird sporadisch (je nach Lust und Laune) hier im Blog über Präzision schreiben. Dude (aus dem Englischen bedeutet so viel wie Kumpel) hat neben der Schweizer auch noch eine weitere Staatsbürgerschaft. Da er wahrscheinlich der einzige Schweizer Afghanistan Soldat mit Kombattanten-Status war, möchte er verständlicherweise anonym bleiben. In Afghanistan bildete er als Fallschirmjäger u.a. auch Gruppenscharfschützen im Einsatz aus. D-es Weiteren hatte er noch mehrere militärische Einsätze auf dem Balkan.

Präzision kann sooooo einfach sein!

Präzision kann sooooo einfach sein!

 

Immer wieder höre ich so einen Müll wie:

 

Meine Waffe schiesst wie Gift oder meine Waffe schießt Loch in Loch.

 

Wenn ich den Scheiß höre, stellen sich mir die Nackenhaare und ich habe das Bedürfnis diesen Schützen zu erschlagen!

 

Warum?

 

Story by "Dude"

 

 

 

 

Sie sprechen über Präzision, DANN drücken sie sich auch präzise aus!!!

 

Was ist wie Gift???

 

Oder

 

Loch in Loch ist nur theoretisch möglich und wenn, dann kommen in der Regel meist nur Benchrestschützen diesem Ideal annähernd entgegen.

 

Als Jäger drücken sie sich bitte nicht so dilettantisch aus, sondern treffen sie folgende Aussage:

 

Mein Gewehr hat in der oder der Auflage auf 100m einen Streukreis von so und soviel Millimeter. Gemessen wird der jeweilige Mittelpunkt der zwei am weitesten entferntesten Schüsse. Und 3 Schuss sind kein Streukreis. 3 Schuss sind eine Schussgruppe. Ein Streukreis sind 5 Schuss.

 

Wenn ich dann mit der Deppenfraktion (Loch in Loch oder schießt wie Gift) auf den Schießstand gehe, sehe ich oftmals Streukreise von 4 bis 10cm Größe. Das ist also Loch in Loch oder schießt wie Gift?!?!

 

Zurück zur praktischen Präzision.

 

Gehen wir mal davon aus, dass der Schütze alles richtig macht (Auflage, Schussposition, ideale Umwelteinflüsse usw). Dann gibt es drei Hauptpunkte die die Präzision beeinflussen:

  1. Schützenstreuung
  2. Waffenstreuung
  3. Munitionsstreuung

Die Schützenstreuung ist meist mit Abstand der größte Unsicherheitsfaktor. Es würde zu weit führen diese komplett zu beschreiben.

 

Deshalb nehmen wir uns einfach die zwei wichtigsten Faktoren heraus.

 

Was stört sie denn am meisten am Schuss?

 

Es ist der Rückstoß und der laute Knall!

 

Am witzigsten finde ich wenn Jungjägerin Greti Modermöse 1,57 Meter gross und 48 Kg leicht mit einer leichten Karbonwaffe, 51cm Lauf und natürlich im Jungjägerkaliber 30.06 aus dem Waffenladen spaziert. Die Waffe muss ja leicht sein, damit Greti den Prügel auch schleppen kann und bei 30.06 hat sie noch genügend Energie, dass das Schweizer Panzerreh auch garantiert bei einem schlechten Schuss umfällt. Mit diesen ach so vielen und tollen Eigenschaften vergisst man(n) nur eines. Diese Schwachsinnskombination ist laut und das leichte Gewehr im kurzen Lauf und in diesem Kaliber tritt wie ein Pferd!

 

Das Mucken ist geradezu vorprogrammiert.

 

Sie wollen wirklich präzise werden? Dann reduzieren sie mit allen nur erdenklichen Mitteln den Rückstoss UND den Knall. Dafür gibt es mehrere Dinge:

 

Kickstopp, ventilierte Schaftkappe, schwerer bzw. dickerer Lauf, Recoil-Pad (für Körper und/oder Waffe), Rückstossbremse (leitet den Knall aber zum Schützen und wirkt dadurch lauter), besserer bzw. doppelter (Ohrenstopfen und Gehörschutz) Gehörschutz usw.

 

Schauen Sie sich doch mal die Benchrest Schützen bzw. ihre Waffen an.

 

Relativ kleine Kaliber mit schweren bzw. dicken Läufen bzw. Waffen.

 

Der Idealfall wie der Rückstoss und Knall reduziert werden kann ist aber der Schalldämpfer. Die meisten Schützen die ich kenne wurden mit dem Schalldämpfer erheblich präziser. In Deutschland ist der Schaldämpfer mittlerweile als „Normales“ wesentliches Waffenteil ins Gesetz übernommen. Nachdem der Schalldämpfer in Deutschland mittlerweile „salonfähig“ geworden ist, müssen wir Schweizer nachziehen bzw. unsere Ämter oder unsere Interessenvertreter in den Ring schicken, damit wir Schweizer auch die Segnungen des Schalldämpfer erfahren. Wichtig: Auch eine Waffe mit Schalldämpfer ist immer noch laut, ABER nicht mehr so laut, dass unser Gehör Schaden nimmt. Und nebenbei schützen wir das Gehör unserer vierbeinigen Jagdkameraden. Und den Wilderer-Hysteriker sei gesagt, dass es den „Plopp, Plopp“ Schalldämpfer nur in James Bond Filmen gibt.

 

Einziger Nachteil des Schalldämpfers: Die Waffen werden länger, der Schwerpunkt verschiebt sich und die Waffen werden schwerer.

 

Falls Ihnen die Waffe dann zu schwer ist empfehle ich ihnen Angeln. Oder wenn sie zur BMI Ü30 (Übergewicht) Fraktion gehören und ihnen dann auf der Gebirgsjagd die Waffe mit Schalldämpfer zu schwer ist, dann nehmen sie einfach etwas an Körpergewicht ab. In den meisten Fällen reduziert sich bei Abnahme des Körpergewichtes (sie werden dadurch fitter) im gleichen Masse auch das Gewicht des Gewehrs.

 

Waidmannsheil

Euer Dude

 

 

Über den Autor: Der Autor Dude jagt seit 1995. Er wird sporadisch (je nach Lust und Laune) hier im Blog über Präzision schreiben. Dude (aus dem Englischen bedeutet so viel wie Kumpel) hat neben der Schweizer auch noch eine weitere Staatsbürgerschaft. Da er wahrscheinlich der einzige Schweizer Afghanistan Soldat mit Kombattanten-Status war, möchte er verständlicherweise anonym bleiben. In Afghanistan bildete er als Fallschirmjäger u.a. auch Gruppenscharfschützen im Einsatz aus. D-es Weiteren hatte er noch mehrere militärische Einsätze auf dem Balkan.